Dein Pferd ist trageerschöpft. Das hat dir die Therapeutin deines Pferdes gesagt oder vielleicht bist du auch selber darauf gekommen.
Endlich hast du eine Erklärung für Symptome wie:
Löcher über den Schulterblättern, einen breiten Hängebauch, eine feste Lende, Berührungsempfindlichkeit im Brust- und Gurtlagenbereich, hölzerne und unrunde Bewegungen oder auch beginnende Atemwegsprobleme, Headshaking oder Stolpern.
Du bist einerseits erleichtert, gleichzeitig aber auch erschrocken und vielleicht machst du dir auch Vorwürfe, wie es soweit kommen konnte.
Zuerst einmal: Keine Panik! Eine Trageerschöpfung ist nicht das Ende der Welt und es gibt einen Weg heraus.
Dabei möchte ich dir in diesem Artikel helfen.
Achtung: Ich gehe in diesem Text von Pferden aus, die nicht aufgrund von Schmerzen in eine Trageerschöpfung gerutscht sind, sondern aufgrund (unbeabsichtigter) Trainingsfehler!
Das Wichtigste, was du zu diesem Thema wissen musst, ist:
Trageerschöpfung und Tragfähigkeit sind zwei Enden desselben Spektrums.
Und im Laufe seines Lebens bewegt sich ein Pferd immer entweder in die eine oder die andere Richtung dieses Spektrums: Entweder hin zu mehr Tragfähigkeit oder wieder stärker in die Trageerschöpfung.
Ein tragfähiges Pferd befindet sich gut im Gleichgewicht, kann sich und auch seinen Reiter gut tragen. Je weniger tragfähig ein Pferd ist, desto stärkere Probleme hat es mit seinem Gleichgewicht – erst mit, später auch ohne Reiter, bis hin zu Problemen mit oder Schäden an den Sehnen, der Lunge oder anderen Körperteilen und Organen.
Daher ist eine vernünftige Grundausbildung für jedes Pferd essentiell und auch im weiteren Verlauf seiner Ausbildung sollte immer darauf geachtet werden, dass sich die Tragfähigkeit verbessert.
Früher konnte man sagen, dass dieses Spektrum und auch die Begrifflichkeit ‚Trageerschöpfung‘ für Pferde an sich kein Problem sind, wenn sie einfach nur Pferd sind und kein Mensch Ansprüche an ihren Körper stellt – sei das Reiten, Fahren, Springen oder Bodenarbeit.
Leider haben wir Pferde durch Zucht unseren Wünschen und Ansprüchen entsprechend verändert, sodass es inzwischen auch eine Reihe an Pferden gibt, die ohne ein konstantes Arbeiten hin zur Tragfähigkeit auch nicht mal mehr einfach nur auf der Koppel gesund bleiben können. Das gilt besonders für Pferde mit Hypermobilität, MIM (früher: PSSM2) und / oder ECVM.
Das heißt, auch wenn dein Pferd objektiv gesehen gar nicht viel tut, vielleicht auch gar nicht geritten wird, kann es trotzdem trageerschöpft sein und unter den Folgen leiden.
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In einem kostenlosen und unverbindlichen Infogespräch, können wir besprechen, wie ich dich und dein Pferd am besten unterstützen kann.
Wenn du Zusammenhänge, gesundheitliche Auswirkungen und Symptome noch mehr im Detail verstehen möchtest, empfehle ich dir mein Video dazu: Zum Video
Trageerschöpfung beginnt dann, wenn ein Pferd sich nicht (mehr) gesund bewegen kann, wenn es die Anforderungen nicht mehr leisten kann oder es gesundheitliche Auswirkungen gibt. Meist beginnt dieser Prozess schleichend und die Reiterin oder Besitzerin merkt es erst, wenn die Symptome dann schon stärker geworden sind, es deutliche Probleme in der Rittigkeit oder auch gesundheitlicher Art gibt oder eben die Physio oder Osteo sie bei der Behandlung darauf ansprechen.
Diese Entwicklung kann aus zwei Gründen entstehen:
1. Dem Pferd wird in der Ausbildung mehr abverlangt, als es leisten kann.
Zu schnell, zu viel, zu ehrgeizig, zu wenig Pausen oder auch zu wenig Rücksicht auf die Tagesform des Pferdes.
Wie viel ‚zu viel‘ ist, hängt dabei immer vom jeweiligen Pferd ab. Manche Pferde sind zarter besaitet oder haben körperlich größere Schwierigkeiten mit vermeintlich einfachen Dingen als andere.
2. Es gibt keinen roten Faden in der Arbeit mit dem Pferd. Es wird heute so und morgen so gemacht, mal diesen Ansatz mal jenen Trainer ausprobiert, immer ein bisschen nach Tageslaune, gut soll es sich anfühlen und zu anstrengend darf es vielleicht auch nicht sein.
Man kann also auf beiden Seiten vom Pferd fallen: Zu viel und ehrgeizig ist nicht gut, zu wenig und ohne Fahrplan aber auch nicht.
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Was kannst und solltest du jetzt tun, wenn dein Pferd trageerschöpft ist?
- Ändere die Arbeit mit deinem Pferd grundlegend.
Dafür solltest du einmal in dich gehen und reflektieren, welcher der zwei genannten Gründe bei euch zutrifft.
Ist dir der Ehrgeiz bisher manchmal mit dir durchgegangen oder du hast dich von Aussagen wie ‚Der ist jetzt so und so alt, der muss jetzt dieses und jenes können!‘ zu mehr Druck verleiten lassen, musst du jetzt lernen, etwas langsamer und ruhiger zu machen und mehr Geduld an den Tag zu legen.
Warst du bisher eher beliebig und wolltest nur eine schöne Zeit mit deinem Pferd haben, vielleicht als Ausgleich zu deinem sonstigen Alltag, musst du jetzt lernen, deiner Verantwortung für dieses Lebewesen noch besser gerecht zu werden und mehr System oder Struktur in eure Arbeit zu bringen.
- Verfalle nicht in Panik oder Aktionismus.
Dass du dir Sorgen um dein Pferd machst und den aktuellen Zustand gern so schnell wie möglich ändern möchtest, ist völlig verständlich.
Der Pferdekörper braucht aber Zeit, um seine Fähigkeiten zu verändern und sich dem neuen Ansatz anzupassen – egal, wie gut der neue Ansatz ist! Also: Einmal durchatmen. Der jetzige Zustand ist schleichend über einen längeren Zeitraum entstanden, deswegen gib dir auch für den Lösungsweg Zeit.
In einem Jahr solltet ihr bei korrekter Arbeit wieder eine gute Basis erreicht haben.
- Finde heraus, wo du jetzt ansetzen kannst.
Pferde sind Individuen. Daher gibt es keinen pauschalen Weg aus der Trageerschöpfung, der allen Pferden hilft, oder Übungen, die jedes Pferd machen sollte.
Stattdessen solltest du dein Pferd fragen, was es aktuell als größtes Problem empfindet.
Wenn du dort dann ansetzt, wird sich das Gleichgewicht deines Pferdes am deutlichsten verbessern und euch wieder mehr in Richtung Tragfähigkeit bringen.
Die Antwort deines Pferdes findest du am besten mit meinem Selbsttest heraus: Zum Test
- Achte auf gute Qualität in den einfachen Übungen.
Ob das Übergänge, Hufschlagfiguren oder Stangen sind – entscheidend ist vor allem, WIE dein Pferd sie ausführt. Ausgehend vom Ergebnis deines Pferdes im oben erwähnten Selbsttest weißt du dann auch, welcher Aspekt in der Ausführung aktuell am wichtigsten ist. Und welche du dafür erstmal (!) vernachlässigen kannst.
Hole dir dabei Unterstützung.
Wenn du schon länger intensiv mit einer Ausbilderin zusammen arbeitest und dein Pferd trotzdem in der Trageerschöpfung gelandet ist, solltest du diese Zusammenarbeit nochmal überdenken. Vielleicht könnt ihr miteinander sprechen und sie ist bereit, ihren Ansatz für dein Pferd komplett zu ändern. Vielleicht aber auch nicht und dann ist es leider nicht die richtige Unterstützung für dich und dein Pferd.
Außerdem sollte euch eine Therapeutin (Physio oder Osteo) begleiten. Anfangs wird die Therapie vor allem dabei helfen, bessere Bewegungen überhaupt zu ermöglichen, später dient sie vor allem dem Feedback: Geht die Entwicklung deines Pferdes in die richtige Richtung?
Übrigens: Wenn du eine neue Ausbilderin suchst, frag bei den Therapeuten nach, wen sie dir empfehlen würden, wenn du eine gesunde Entwicklung bei deinem Pferd bewirken möchtest. Sie haben oft den besten Einblick, bei welcher Ausbilderin sich die Pferde körperlich am besten entwickeln.
Gern kannst du auch meine Unterstützung nutzen:
Das geht mit dem Trainingspaket oder Onlinetraining, oder zweimal im Jahr in meinem Onlinekurs.
Außerdem findest du auch in meinem Blog weitere Tipps und Hinweise für ein erfolgreiches Training mit deinem Pferd:
Willst du noch mehr für dich und dein Pferd lernen?
Dann stöbere noch ein bisschen durch meine anderen Beiträge
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