3 Gründe, warum dein Pferd rempelt und was du dagegen tun kannst (Teil 1)

Du führst dein Pferd von A nach B, auf bekannter Strecke, und da kommt er wieder, der Moment in dem du innerlich die Augen verdrehst oder dich fragst, was das jetzt schon wieder soll: Dein Pferd rempelt.
Vielleicht ist deine erste Reaktion Unsicherheit, denn einem kräftigen Rempler von 600kg hat dein Körper wenig entgegenzusetzen. Vielleicht hast du Sorge, dass du dein Pferd dann nicht mehr halten kannst und es sich allein auf den Heimweg macht.

Oder ihr habt im Gelände keine Probleme, aber auf dem Reitplatz, bei der Bodenarbeit, kommt dir dein Pferd auf einer Hand immer näher. Und das nervt dich, schließlich ist es dir lieber, immer etwas Abstand zwischen euch zu haben. Außerdem ist Geraderichtung für die Gesunderhaltung wichtig und dafür muss ein Pferd die Linie halten lernen – du willst doch auch nur, dass es deinem Pferd lange gut geht!

Situationen, in denen Pferde rempeln, und Gründe, weswegen sie es tun, gibt es verschiedene.
Auf ein einige davon möchte ich in diesem (und dem folgenden) Blogbeitrag eingehen, um dir dabei zu helfen, damit konstruktiv umzugehen.

Die Gründe können sowohl mental als auch körperlich sein. Im ersten Artikel befassen wir uns mit denen mentaler Natur.

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Grund Nr. 1: Dein Pferd hat Angst vor einer konkreten Gefahr.

Vor dieser möchte es flüchten oder zumindest den Abstand dazu vergrößern. Da, wo es deswegen hin will, bist du aber.

Was tun?

Zunächst ist es wichtig, anzuerkennen, dass das Pferd nicht zum Ziel hat, dich zu bedrängen, sondern nur einer wahrgenommenen Gefahr zu entkommen. Das bekommst du am besten mit, wenn du im Alltag mit dem Pferd immer aufmerksam bist, weil du dann sowohl mehr Außenreize als auch die kleineren Signale deines Pferdes frühzeitig bemerken kannst.
Dann gilt es abzuwägen, wie du die Situation für alle – dich, dein Pferd und andere Verkehrsteilnehmer – am sichersten überwinden kannst. Wenn der Platz dafür vorhanden ist, kannst du die Seite wechseln und dich so zwischen Pferd und Gefahrenobjekt bringen. Das allein macht viele Pferde schon ruhiger. Aber selbst, wenn das nicht der Fall sein sollte, wird dein Pferd dann von dir weg und nicht in dich hinein springen.
Wenn die Situation diese Lösung nicht erlaubt – vielleicht, weil ihr euch an einer gut befahrenen Straße befindet –, musst du die Energie deines Pferdes nach vorn umlenken und ihm dabei helfen, zügig, aber nicht rennend, der Gefahr zu entkommen. Je nach Pferd ist es sinnvoller, es in Ruhe schauen zu lassen, ehe ihr weitergeht, oder aber lieber in Bewegung zu bleiben, bis ausreichend Abstand zur empfundenen Gefahr hergestellt ist und dein Pferd sich wieder entspannen kann.

In allen Szenarien ist es aber deine Aufgabe, den Überblick zu behalten und deinem Pferd zu helfen.

Grund Nr. 2: Dein Pferd fühlt sich generell unsicher, ohne eine einzelne, konkrete Gefahr im Blick zu haben.

Es lässt sich zwar von dir wegschicken, kommt aber immer wieder sehr dicht – zu dicht – an dich heran.

Was tun?

Im Gegensatz zu Szenario 1 befindet sich dein Pferd hier nicht innerlich auf der Flucht, sondern sucht aktiv den Kontakt zu dir, um sich beruhigen zu können. Das tun Pferde auch untereinander auf verschiedene Arten: So kann es sein, dass das erfahrenere Pferd das unsicherere sanft mit der Nase anstupst. Oder das unsichere Pferd hält seine Nase an die Flanke des ruhigeren Kumpels. Ebenso wie die zwei Varianten habe ich es auch schon erlebt, dass sich ein unsicheres Pferd sicherer fühlte, wenn es dauerhaft Bauch an Bauch Kontakt zum erfahrenen Pferd hatte.
Bist du jetzt allein mit deinem Pferd unterwegs, bist du auch der einzige, bei dem es Körperkontakt suchen kann.
Probiere also aus, welche Berührungen ihm helfen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus können das sein:

  • Regelmäßig sanftes Berühren der Pferdenase mit dem Handrücken

  • Dauerhaftes Anlegen oder Streicheln einer Hand am Pferdehals

  • Abstreichen des Pferdekörpers mit der Gerte: An Brust, Beinen, Bauch, Rücken oder Kruppe.

Manche Pferde mögen eine bestimmte Stelle, andere brauchen den Wechsel.

Gern kannst du das Ganze auch mit deiner Stimme – in einem ruhigen, tiefen Tonfall – unterstützen.

Ich hatte einmal einen unsicheren Wallach bei Sturm an der Longe, der sich sichtlich beruhigte, als ich ihm die Longierpeitsche (in Trab und Galopp) an den Bauch drückte und ihm, den Wind übertönend, beruhigende Worte zubrüllte

Übrigens haben die wenigsten Pferde ein Problem mit der Berührung durch die Gerte, wenn deine Intention dahinter klar ist.

Hast du ein erfahrenes, ruhiges zweites Pferd dabei, dann erlaube den beiden auch regelmäßigen Körperkontakt, wenn sie diesen suchen.
Und nicht zuletzt ist es natürlich auch deine Aufgabe, abzuwägen, was du deinem Pferd heute zumuten kannst, ohne dass es sich komplett von der Situation überwältigt fühlt. Dazu ist es immer mal nötig, den Tagesplan über den Haufen zu werfen.

Grund Nr. 3: Dein Pferd ist so stark abgelenkt, dass es dich nicht mehr wahrnimmt.

Dabei ist es erst einmal auch egal, ob die Ablenkung positiv oder negativ ist. Wenn es Angst hat oder unsicher ist, kannst du natürlich auf die Punkte 1 und 2 zurückgreifen.

Was tun?

Wenn es sich um ein reines Konzentrationsproblem handelt, solltest du zum einen dafür sorgen, die Aufmerksamkeit deines Pferdes wiederzubekommen. Du kannst es ansprechen, berühren oder kleinere Anfragen wie ‚Kannst du bitte weitergehen‘, ‚Kannst du den Kopf senken‘, ‚Kannst du bitte langsamer gehen‘ o.ä. stellen, bis dein Pferd dich wieder wahrnimmt.

Zusätzlich dazu ist es sinnvoll, das Thema Konzentration auch im Alltag zu beobachten.
Kann sich dein Pferd auf dem Reitplatz ein paar Minuten auf euer Tun konzentrieren oder lässt es sich von jeder Kleinigkeit ablenken?
Wenn es sich auch da schon ständig ablenken lässt, kann euch der Fokus auf den Takt helfen, seine Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.

Außerdem solltest du auf dem Platz genauso wie im Gelände auch in einfachen, entspannten Momenten mit deinem Pferd im Gespräch bleiben. Das tust du, indem du immer wieder kleine Anfragen stellst und auf seine Reaktionen achtest. Das können Unterschiede im Tempo, der Linie oder der Atmung und Körperspannung sein – je nachdem, was ihr aktuell könnt.

Dabei geht es nicht so sehr darum, dass die Reaktion des Pferdes perfekt ist, sondern dass überhaupt eine kommt.
Denn es kann durchaus sein, dass dein Pferd ganz entspannt vor sich hin läuft, aber geistig schon nicht mehr anwesend ist. Kommt dazu dann aus irgendeinem Grund mehr Anspannung ins Pferd, hast du erstmal wenig Einwirkungsmöglichkeit. Bemerkst du dagegen die Abwesenheit deines Pferdes schon im entspannten Zustand, kannst du ihm dabei helfen, gedanklich wieder mit dir ins Hier und Jetzt zu kommen. Und wenn es da ist, wird es auch unter Ablenkung oder erhöhter Anspannung noch auf dich reagieren.

Im zweiten Teil schauen wir dann noch auf mögliche körperliche Ursachen und wie du mit diesen umgehen kannst.

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