Pferdeausbildung ist nicht einfach:
Auf der einen Seite möchtest du nichts falsch machen, damit es deinem Pferd wirklich lange gut geht. Auf der anderen Seite erschlägt dich die Menge der scheinbar gleichermaßen wichtigen Details.
Grundsätzlich sind tatsächlich viele Details relevant und Pferdeausbildung IST nicht einfach, aber es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.
D.h. jedem Können geht ein längerer Weg des Lernens, Übens und Verbesserns voraus.
Das gilt nicht nur für dich als Ausbilderin deines Pferdes, sondern auch für dein Pferd. Jedem balancierten, rittigen und tragfähigem Pferd geht ebenso jahrelanges Ausbilden – sprich: Erziehen, Schulen, Üben, Trainieren – voraus.
Es ist also nicht nur nicht schlimm, nicht innerhalb kürzester Zeit alles zu können, es ist ganz einfach unmöglich.
Deswegen konzentriert man sich während des Lernens immer nur auf die dem aktuellen Stand angemessenen wesentlichen Dinge
… und geht auch erst dann weiter in den Anforderungen, wenn der jeweils letzte Inhalt ausreichend verinnerlicht wurde.
Ein solcher wesentlicher Bestandteil in der Pferdeausbildung, und zwar bereits von Tag eins an, ist der Takt.
Dir die Relevanz dieses vielleicht noch eher abstrakt klingenden Kriteriums und erste Schritte zur Anwendung zu zeigen, ist Ziel dieses Blogartikels.
Takt bedeutet vor allem das Gleichmaß der Bewegung, unbeirrbar wie der Puls eines Metronoms. (Ein Metronom gibt Musikern ein definiertes, stets gleichbleibendes, Tempo vor. Ein Beispiel findest du hier: https://www.musicca.com/de/metronom)
Er gehört zu den Grundlagen der Pferdeausbildung und erfordert kein weit fortgeschrittenes oder kompliziert differenziertes Können.
Was macht den Fokus auf den Takt so wirkungsvoll?
1. Taktmäßiges Gehen schafft Ruhe.
Und zwar sowohl mental als auch körperlich.
Geht ein Pferd zuverlässig im Takt, bewegen sich seine Beine im gleichbleibenden Rhythmus – egal, ob sich die Linie ändert oder es ringsherum viele ablenkende Faktoren gibt. Über einen Zeitraum von mehreren Minuten immer im gleichen Takt zu gehen, hat eine gewisse meditative und beruhigende Wirkung und ist daher sinnvoll für alle Pferde, die sich oft und schnell ablenken lassen oder aber noch nicht gelernt haben, sich länger zu konzentrieren.
Das gleichmäßige Bewegen der Beine kann ebenso körperliche An- und Verspannungen lösen. Entweder sekundär über das psychische Entspannen und damit einhergehende körperliche Loslassen oder aber, weil der Takt dabei hilft, das Gleichgewicht beizubehalten.
Denn ein Taktverlust kann entstehen, wenn das Pferd im Rumpf das Gleichgewicht verliert und dieses dann von den Beinen abgefangen werden muss.
Bleibt der Takt nun gleich, muss die Korrektur im Rumpf (also an der Ursache) stattfinden und der Effekt der ‚Balancestörung‘ wird deutlich minimiert.
Langfristig entwickelt sich damit ein Pferd, welches bei Gleichgewichtsänderungen ebenso wie bei externen Ablenkungen unbeirrt ruhig und gleichmäßig in der jeweiligen Gangart bleibt. Das ist in allen möglichen Situation sehr viel Wert!
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2. Taktmäßiges Gehen richtet gerade.
Ungleichmäßiges Gehen bedeutet immer auch eine ungleichmäßige Benutzung und Belastung der vier Gliedmaßen – ein Punkt, den wir durch die Ausbildung der Pferde möglichst minimieren wollen, um Überlastungsschäden vor allem an den Beinen zu vermeiden. Etablieren wir den korrekten Takt als ‚Bewegungsnorm‘, werden also die schwächeren Beine gestärkt und die stärkeren Beine proportional entlastet.
Seid ihr also aktuell noch nicht auf dem Stand, direkt den Rumpf geradezurichten, hast du hiermit dennoch bereits eine wirkungsvolle Möglichkeit der Geraderichtung und damit Gesunderhaltung deines Pferdes.
3. Taktmäßiges Gehen erhöht Beweglichkeit und Bewegungskompetenz
Um den Takt auch bei Änderungen der Linie oder des Untergrunds – beispielsweise im Gelände – halten zu können, muss das Pferd seine Fußung entsprechend anpassen, also verkürzen, verlängern, flacher oder höher werden lassen.
Das ist hervorragendes Faszientraining, verbessert die Propriozeption, macht die Gliedmaßen beweglicher und so den Bewegungsablauf geschmeidiger und gleichzeitig sicherer.
Und wie gehe ich das jetzt im Training mit meinem Pferd genau an?
Um die genannten Effekte zu erreichen, ist es zuallererst wichtig, ein Gefühl für den Takt zu entwickeln. Nur so nimmst du zunehmend auch Änderungen wahr und kannst dein Pferd langfristig sinnvoll dabei unterstützen, den korrekten Takt zu finden und zu halten.
Nimm dir also in den nächsten zwei bis drei Einheiten jeweils einige Minuten Zeit, ausschließlich auf den Takt zu achten. Bleib dafür auf einer relativ gleichbleibenden Linie wie einem Zirkel oder einem größeren Oval – auch die Ganze Bahn solltest du mit deutlich abgerundeten Ecken anlegen –, denn so ist es für dein Pferd erst mal am einfachsten, den Takt zu halten.
Beim Longieren machst du das am besten, indem du ausschließlich auf die Hinterbeine deines Pferdes schaust. Beim Reiten spürst du den Takt am besten über die Bewegung deiner
Sitzbeinhöcker.
Übe dann, den Rhythmus, den du siehst (Longe) oder fühlst (Reiten), innerlich mitzusprechen.
Du kannst dir auch vorstellen, in deinem Kopf liefe ein Metronom mit. Dadurch werden dir bereits jetzt erste Änderungen im Takt klarer.
Im nächsten Schritt ist es sinnvoll, das passende Tempo zu finden, denn ein Pferd kann durchaus auch sehr gleichmäßig in einem zu schnellen oder zu langsamen Takt unterwegs sein. Wie du das ideale Tempo findest, kannst du in diesem Blogartikel nachlesen:
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Ähnlich wie mit dem Tempo, ist es auch beim Takt sinnvoll, mit einer Skala zu arbeiten.
Auf einer Skala von 0 (pariert durch) bis 10 (wechselt in eine höhere Gangart) liegt der ideale Takt bei 5. Ein sich eher schleppend bewegendes Pferd, dessen Hufe tendenziell am Boden kleben bleiben, ist zwischen 1 und 4 einzuordnen. Ein angespanntes und hektisches Pferd, dessen Hufe den Boden fast gar nicht berühren wollen, zwischen 6 und 9.
Auf einer weiterhin gleichbleibenden Linie übst du nun, den Takt immer wieder zurück zur 5 zu bringen. Das zähe Pferd musst du also immer wieder kurz erinnern, seine Hufe etwas schneller und aktiver zu heben als es das von sich aus tun würde. Das hektische Pferd dagegen braucht Unterstützung dabei, mit den Hufen länger am Boden zu bleiben und etwas ruhiger zu werden.
Und vielleicht dauert es auch eine Weile, wirklich bis zur 5 zu kommen. Versuche nicht, mittels Drücken, Schieben oder kräftigem Zug am Zügel so schnell wie möglich eine 5 zu erreichen.
Jedes Mal, wenn du den Takt um eine Zahl in die richtige Richtung hin veränderst, hast du bereits etwas verbessert und deinem Pferd bei seiner Entwicklung geholfen.
Schließlich braucht auch dein Pferd Zeit, sich zu verändern – egal, wie gesund diese Veränderung sein kann!
Wenn du gar keine Änderungen wahrnimmst oder es dir schwer fällt, dein Pferd innerhalb dieser Skala einzuordnen, kannst du auch noch etwas genauer hinein zoomen:
Vielleicht finden die Unterschiede nur zwischen 4,3 und 5,7 statt? Dann kannst du üben, bereits bei 4,9 oder 5,1 einzuwirken.
Achtung: Hier ist immer erst einmal NUR der Takt Kriterium.
Das bedeutet, solange du übst, ihn wahrzunehmen und dann auf einer gleichbleibenden Linie schon sanft zu beeinflussen, solltest du bei anderen Dingen unbedingt Fünfe gerade sein lassen:
- Dein Pferd läuft zu gerade oder in Außenstellung?
- Es hebt sich mal raus oder schwankt ein wenig auf der Linie?
- Es gibt im Genick nicht nach oder hat nicht durchweg den perfekten Raumgriff?
All diese Aspekte sind erstmal nicht wesentlich und dürfen daher ‚falsch‘ sein. Um sie wird sich dann gekümmert, wenn es soweit ist.
Nimm dir jetzt erstmal die Zeit, den Takt deines Pferdes wahrzunehmen und auf einer gleichbleibenden Linie auch gleichmäßig halten zu können.
Im nächsten Blogartikel zeige ich dir dann, wie du den Takt mit auf wechselnde Linien nimmst und so den gymnastizierenden Effekt weiter steigern kannst!
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