So findest du die richtige Art der Bodenarbeit für dein Pferd und dich

Bodenarbeit als sinnvolle und zielführende Ergänzung zum Reiten

Bodenarbeit als sinnvolle und zielführende Ergänzung zum Reiten ist glücklicherweise keine exotische Idee mehr, sondern gehört für viele Pferdebesitzer zum Alltag dazu. Gleichzeitig gibt es aber auch so viele verschiedene Varianten davon, dass du vielleicht gar nicht so recht weißt, welche davon denn nun die Richtige für euren Zweck ist.

Oder du machst schon alles, was es gibt, hast deswegen aber so viel – zu viel? – Abwechslung im Training, dass ihr bei nichts so wirklich Fortschritte macht.

Deswegen möchte ich dir in diesem Artikel einen Überblick geben, welcher die Auswahl ein wenig eingrenzt und dadurch vereinfacht. Du wirst erfahren, was für welchen Zweck sinnvoll ist und welche Grenzen es gibt, sodass du leichter entscheiden kannst, worauf ihr euch als nächstes konzentrieren solltet und welche Inhalte auch mal pausieren dürfen.

Bodenarbeit ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll und nötig:

  • Sie hilft bei der körperlichen und mentalen Vorbereitung eines jungen Pferdes auf seine späteren Aufgaben – ohne die sofortige Beanspruchung durch Gewicht und Einwirkung eines Reiters.
  • Später kannst du dir dieses Prinzip auch noch einmal zunutze machen, wenn es um Situationen oder Inhalte geht, die du als Reiter selbst noch nicht gut genug beherrschst – oder bei denen dir Unsicherheit oder Angst im Weg stehen. Es kann dann sinnvoll sein, die Ausbildung von Pferd und Reiter für einen begrenzten Zeitraum und für ein spezifisches Thema noch einmal voneinander getrennt anzugehen.
  • Bodenarbeit unterstützt den langsamen Aufbau eines sich in der Reha befindlichen oder trageerschöpften Pferdes ebenso wie das Training eines älteren, nicht mehr durch einen Reiter belastbaren, Pferdes.
  • Aber auch der Rücken eines ausgewachsenen und voll im Training stehenden, ausgebildeten Reitpferdes sollte Pausen von der Kompression von Sattel und Reitergewicht bekommen.
  • Und manche Dinge darf man – sofern das Pferd dafür entsprechend vorbereitet wurde – auch einfach mal nur tun, weil sie dem Pferd Freude bereiten.

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Die gängigsten Arten der Bodenarbeit …

… sind die Arbeit an der Hand, das Longieren, die Arbeit an der Doppellonge, oder auch die Arbeit am Langzügel. Außerdem gehören dazu Zirkuslektionen und Tricks, Freiarbeit, Spaziergänge, Schrecktraining und Freispringen.

Was genau sie jeweils bewirken können und wo ihre Grenzen liegen, erkläre ich dir jetzt:
Die Handarbeit (manchmal auch als Kurzzügelarbeit bezeichnet) eignet sich vor allem für die Geraderichtung des Rumpfs und die Stabilisierung der Vorhand, inklusive der Halsbasis. Da du sowohl innen als auch außen neben dem Pferd gehen kannst, sind an der Hand sämtliche Bahnfiguren möglich.

Im weiteren Verlauf der Ausbildung findet an der Hand vor allem vermehrte Aufrichtung bis hin zur versammelnden und versammelten Arbeit – inklusive der Seitengänge – statt.
Sobald es um die höheren Gangarten geht, hat die Handarbeit ganz klare Grenzen, insbesondere in der Grundausbildung, bei welcher das freie Vorwärts unbedingt Vorrang haben sollte.

Wie viel Handarbeit möglich ist…

… hängt also nicht nur davon ab, ob das Pferd intensivere Unterstützung bei der Geraderichtung oder Stabilisierung der Vorhand benötigt, sondern auch von seinem Ausbildungsstand und natürlich vom Größenverhältnis zwischen Mensch und Pferd.

Daher ist das Longieren eine hervorragende Ergänzung, denn hier sind grundsätzlich alle Gangarten möglich – auch unabhängig von deiner Größe als Pferdebesitzerin. 😉
Es eignet sich vor allem für die Erarbeitung der Schubkraft, für Ausdauertraining und Stangenarbeit.
Auch an der Longe sind mit etwas Übung alle Bahnfiguren möglich, inklusive Handwechseln im Trab.

Im weiteren Verlauf der Ausbildung kannst du mithilfe der Longe die Schubkraft langsam zur Tragkraft werden lassen und hast gleichzeitig die Möglichkeit, Rahmen und Raumgriff jederzeit wieder deutlich zu erweitern, ohne – wie bei der Handarbeit – an die Grenzen deiner eigenen Beinlänge zu stoßen.

Bei der Arbeit an der Vorhand, also Geraderichtung und erstes Anheben des Rumpfes, ist das Longieren anfangs oft erstmal ungenauer als Handarbeit es zu vermitteln vermag.
Um nicht im Viereck zu ‚versauern‘, ist es für die Psyche und auch den Körper des Pferdes absolut notwendig, regelmäßige Ausflüge ins Gelände zu machen. Junge Pferde werden so systematisch aufs Ausreiten vorbereitet, geländeerfahrene und gelassene Pferde können so an einem Pausentag auch mal ‚die Seele baumeln lassen‘, während Rehapferde über Spaziergänge langsam wieder Kondition aufbauen, ohne ausschließlich Runden auf dem Platz drehen zu müssen.
Zusätzlich lassen sich Koordination und Propriozeption durch das Gehen auf verschiedenen Untergründen, bergauf und bergab und über Baumstämme hervorragend wie nebenbei verbessern.

Hast du die Möglichkeit dazu, ist es sinnvoll, ein Pferd regelmäßig als Handpferd mitzunehmen, denn dann sind auch die höheren Gangarten ohne die Belastung durch einen Reiter möglich.
Wie bei allen Trainingsinhalten ist es natürlich auch beim Spazierengehen nötig, die Anforderungen systematisch aufzubauen und kein Pferd durch unzureichende Vorbereitung zu überfordern.

Gerade jüngere Pferde, die sich noch in der Phase der Gewöhnung befinden, profitieren hier sehr von der Unterstützung durch ältere, erfahrenere und vor allem ruhige Pferde, an denen sie sich orientieren können.

Gymnastisches Freispringen

Eine weitere Möglichkeit, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern und den Pferdekörper insgesamt zu kräftigen, ist regelmäßiges gymnastisches Freispringen. Es sollte hierbei ausdrücklich nicht darum gehen, das Pferd möglichst hoch springen zu lassen, sondern es mit der Zeit dazu zu befähigen, mit klarem Kopf, kraftvoll und losgelassen verschiedene Abstände, Höhen und Aufbauten (Kreuze, Steilsprünge oder Oxer) zu taxieren und in guter Manier zu überwinden.
Die meisten Pferde benötigen dabei daher einige Durchläufe ohne Sprünge oder mit nur einem einzelnen, aus dem Trab zu überwindenden Kreuz, ehe sie bereit für mehrere Sprünge aus dem Galopp sind.

Nachteil des Freispringens ist vor allem der notwendige Aufwand: Es muss auf- und abgebaut und für jedes Pferd Abstände und Höhen entsprechend angepasst werden. Da für die Durchläufe ohnehin pro Pferd mindestens zwei Personen notwendig sind, ist es also sinnvoll, sich innerhalb der Stallgemeinschaft dafür zusammenzutun.

Diese vier Arten der Bodenarbeit – Handarbeit, Longieren, Spaziergänge und nach Möglichkeit Freispringen – sind in der Ausbildung für jedes gesunde Freizeitpferd nützlich, vor allem auch, weil sie sich gegenseitig gut ergänzen.

Das bedeutet ebenso, dass andere Möglichkeiten der Bodenarbeit nicht zwingend nötig oder vielleicht nicht unbedingt sinnvoll sind.

Die Arbeit am Langzügel beispielsweise setzt die Grundlagen der Handarbeit voraus, um Halsbasis und Schultern des Pferdes so stabil gemacht zu haben, dass das Pferd dort der Hilfengebung nicht ausweichen kann und wieder schiefer wird oder den Rumpf hängenlässt.

Die Arbeit mit der Doppellonge setzt ebenfalls das normale Longieren voraus und erfordert darüber hinaus für das konstante und weiche Handling zweier Leinen (und dann auch noch in Bewegung über deutlich mehr Entfernung hinweg als bei Langzügel oder Handarbeit) sehr viel Übung vonseiten des Menschen.

Gleichzeitig ist es an der einfachen Longe ganz genauso möglich, Muskeln aufzubauen, die Hinterhand zu kräftigen oder Balance und Durchlässigkeit zu verbessern. Pferd und Mensch profitieren also wesentlich schneller von der Arbeit an der einfachen Longe.

Langzügel und Doppellonge gehören also einfach an einen späteren Punkt der Ausbildung und sind für die Erarbeitung einer guten Grundlage von Muskulatur und Gleichgewicht nicht nötig – das geht mit den oben genannten Typen der Bodenarbeit problemlos.

Wie sieht es aber mit Zirkuslektionen und Freiarbeit aus?

Aus Sicht der Gymnastizierung und Ausbildung eines Pferdes sind beide nicht nötig.
Freiarbeit bietet sich vor allem an, um die Hilfengebung aus dem eigenen Körper zu überprüfen und manche Bewegungsabläufe noch etwas spielerischer anzugehen, erfordert aber von beiden Seiten genau so viel Konzentration wie Bodenarbeit mit Longe, Zügeln oder am Strick.
Zirkuslektionen machen einigen Pferden – insbesondere Ponywallachen – durchaus sehr viel Freude, sodass sie zur Motivation und auch mentalen Abwechslung durchaus gut geeignet sind. Um sich kein übermotiviertes Chaos heranzuzüchten empfehle ich aber unbedingt, auch diese von Anfang an systematisch aufzubauen.

Um entscheiden zu können, welche Variante der Bodenarbeit für dich und dein Pferd aktuell am hilfreichsten ist, solltest du dir also zuerst klarmachen, wo aktuell der Schwerpunkt von Ausbildung und Training liegt.

Vielleicht stellst du dabei fest, dass dein bisheriger Fokus nicht optimal zur aktuellen Herausforderung passt. Oder du etwas hast schleifen lassen, weil es noch eher mühselig funktioniert und viel Konzentration erfordert – obwohl es euch eigentlich gut voranbringen könnte.
Beides ist kein Problem, schließlich kannst du es jetzt ja entsprechend anpassen.

Die meisten Pferde profitieren von einer Kombination aus Handarbeit, Longieren, Spaziergängen und ggf. Freispringen.

  • Mangelt es an der Schubkraft oder generell der Grundkondition, sollte mehr an der Longe denn an der Hand gearbeitet werden.
  • Sind dagegen die Schiefe oder eine schwache Vorhand die momentan größte Herausforderung, sollte etwas mehr an der Hand als an der Longe geübt werden.
  • Entscheidend ist immer, dass du weißt, worauf der Schwerpunkt aktuell liegen sollte und mit welcher Art von Bodenarbeit du diesen effektiv unterstützen kannst – und diese dann über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen regelmäßig übst, um Veränderungen und Fortschritte bei dir und deinem Pferd zu bewirken.

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