Wie du mit deinem Pferd ruhig und konzentriert arbeiten kannst
Um mit dem Pferd bei der Verbesserung von Bewegungsqualität, Gleichgewicht und Bemuskelung sichtbare Erfolge erzielen zu können, ist es notwendig, über einen Zeitraum von mehreren Monaten kontinuierlich gymnastizierend zu arbeiten.
So weit, so klar.
Was ganz simpel und nachvollziehbar klingt, erscheint mit manchem Pferd aber schier unmöglich, denn es ist schreckhaft, ständig abgelenkt und kann sich nicht konzentrieren – oder aber reagiert viel zu träge und zäh für konstruktives Arbeiten.
Um zu verstehen, welche Lösungsansätze es dafür geben kann, solltest du dir zuallererst bewusst machen, dass jede Einheit mit deinem Pferd aus drei Teilen besteht:
- Lösephase (Aufwärmen)
- Arbeitsphase
- Erholungsphase (Abwärmen)
Anfangs – gerade bei jungen oder Korrekturpferden – kann dieser Prozess gut und gern ein paar Wochen lang die komplette Einheit in Anspruch nehmen, sodass du gar nicht mehr zur Arbeitsphase kommst.
(Dafür geht das Pferd in einem besseren Zustand aus der Einheit, als es hereinkam – das wichtigste Ziel ist also erreicht!)
Für eine erfolgreiche Lösephase ist es wichtig, mit den Anforderungen dort zu beginnen, wo das Pferd sich körperlich und psychisch gerade befindet und ihm dann aktiv zu helfen, in den angestrebten Zustand zu kommen.
- Auch, wenn du dafür ganz woanders starten musst als ursprünglich geplant.
- Auch, wenn das länger dauert als sonst.
- Auch, wenn du neue Strategien finden musst, weil die, welche gestern noch so gut funktionierten, heute gar nicht mehr helfen.
Machst du dir das aber ganz stoisch zur Gewohnheit, wird es fürs Pferd immer selbstverständlicher, im Umgang mit dir körperlich und geistig ganz ‚da‘ zu sein und willig mitzumachen.
…und nach einiger Zeit brauchst du nur noch aufwärmen, um den Pferdekörper auf Arbeitstemperatur zu bringen – denn geistig ist es schon vollkommen anwesend.
Wenn ihr das erreicht habt, könnt ihr euch gemeinsam – dein Pferd und du – ins gemeinsame Tun vertiefen und Sternstundenmomente in Serie erleben.
Nun fragst du dich vielleicht, was du konkret für eine erfolgreiche Lösephase mit deinem Pferd tun kannst?
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Zuallererst ist es wichtig, dass du den Zustand eines solchen Pferdes nicht übernimmst.
Beobachte, wie du in so einer Situation atmest:
Vielleicht sehr flach und nur oben in der Brust?
Hältst du vermehrt die Luft an?
Hast du eine hohe Atemfrequenz?
Übe ganz bewusst, ruhig und tief zu atmen.
Zähle beim Ein- und Ausatmen mit, damit Ein- und Ausatmen immer gleich lang dauern.
Atme in den unteren Rücken und den Bauch ein, und atme aus dem unteren Rücken und Bauch auch wieder aus.
Atme durch die Nase ein und aus.
Nimm auch wahr, ob du in solch einer Situation destruktives Kopfkino bekommst:
Siehst du vor deinem inneren Auge schon, was als Nächstes garantiert schief gehen wird?
Übe ganz bewusst, ein positives inneres Bild zu haben.
Dein Pferd ist ruhig und aufmerksam bei dir, geht gelassen in dem Tempo, was du anstrebst, reagiert fein und weich auf deine Hilfen, lässt sich fallen, lässt im Rücken los und atmet selber auch tief, ruhig und gleichmäßig.
Merke:
Je schwerer es dir fällt, Atmung und / oder Kopfkino positiv zu beeinflussen, umso wichtiger ist es, dass du daran arbeitest und es dir zur Normalität werden lässt!
Vielen aufgeregten Pferden hilft es außerdem, mit Berührungen zu arbeiten, also beispielsweise ruhiges Streicheln (mit der Hand oder auch mit der Gerte / Peitsche) an verschiedenen Stellen des Körpers, oder auch durch die Arbeit mit den Körperbandagen nach Linda Tellington-Jones.
Sie kommen oft besser runter, wenn wir einen relativ engen Rahmen vorgeben, was die Anforderungen angeht.
D.h. geduldig darauf beharren, dass ein bestimmtes (oft ruhigeres) Tempo gegangen wird, eine Linie eingehalten und nicht angehalten wird.
Bei der Bodenarbeit empfiehlt es sich, beim Longieren wenig Abstand zu haben oder gar zu führen, anstatt das Pferd 10 Meter vom Menschen entfernt aufgeregt herumdüsen zu lassen.
Halte ein aufgeregtes Pferde lieber nicht oder nur kurz an, sondern achte mehr darauf, dass es einen gleichmäßigen, ruhigen Schritt geht. Übergänge solltest du, wenn überhaupt, nur sehr auslaufend und nicht prompt anlegen.
Das andere Extrem sind dann die zu trägen Typen, die wenig oder sehr langsam reagieren und deswegen ein konstruktives Arbeiten schwer machen.
Auch in diesem Fall ist unser eigener Zustand wieder wichtig (seien wir ehrlich, wann ist er es nicht…), denn diese Pferde brauchen uns freundlich, geduldig, motivierend und liebevoll.
Und auch hier gilt:
Je schwerer dir das fällt, umso wichtiger ist es!
Da wir solche Pferde eher hoch- als runterfahren müssen, sind hier in der Regel viele Wechsel in den Anforderungen der Weg zum Ziel.
Also viele Übergänge, viele Linienwechsel, später auch stärker lösende Übungen wie Schenkelweichen.
Das Ganze kannst du gern mit immer mal wieder kurzen spielerischen Sequenzen spicken, in denen du einfache Dinge, die dein Pferd gern tut, abfragst – bei der Bodenarbeit beispielsweise Körpertargets, Arbeit mit einer einzelnen Bodenstange, Apportieren oder Ähnliches.
Da es darum geht, Aufmerksamkeit, Reaktivität und Energie des Pferdes hochzufahren, ist die Qualität der Ausführung erstmal noch nicht so wichtig, sondern der Fokus liegt auf ständigen Wechseln.
Das Qualitätskriterium kommt erst hinzu, wenn ihr realistisch in eine Arbeitsphase kommt, bei welcher das Pferd in einem aktiv arbeitsfähigen Zustand ist.
Mit diesem Gedankenanstoß und Vorschlägen zur Umsetzung entlasse ich dich jetzt zu deinem Pferd.
Wenn du dich noch ausführlicher mit dem Thema ‚Stress‘ beim Pferd auseinandersetzen möchtest, empfehle ich dir dazu das gleichnamige Video aus meinem Shop.
Meine konkrete und vor allem ganz individuelle Unterstützung dabei, nachhaltig in konzentriertes gemeinsames – und damit auch harmonischeres – Arbeiten zu kommen, kannst du gern im Rahmen des Trainingspakets oder Onlinetrainings in Anspruch nehmen.
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