Eine große Veränderung in deinem Leben steht an: Du erwartest ein Kind.
Du weißt, dein Körper wird sich über die nächsten Monate durch Schwangerschaft und Geburt verändern und dann wartet ein ganz anderer, neuer Alltag mit deinem Neugeborenen auf dich.
Vielleicht hast du auch schon von Anfang an immer wieder körperliche Beschwerden, die dir diese Grenzen jetzt schon aufzeigen. Du musst ständig essen, damit dir nicht dauerübel ist und dir geht schon nach 10 Treppenstufen die Puste aus.
Gleichzeitig bist und bleibst du aber auch Pferdebesitzerin und möchtest dieser Verantwortung weiterhin gerecht werden.
Wie kann das aussehen, wenn du dich in nächster Zeit erstmal mehr um dich und dann deinen Säugling kümmern musst?
Beritt, kein Beritt…?
Eine erste Idee könnte sein, dein Pferd für mehrere Monate in Beritt zu geben.
Dort wäre es voll versorgt, sein Pensum könnte erhalten bleiben und es entwickelt sich dabei sogar noch weiter.
Wenn du eine Ausbilderin hast, deren Arbeit du gut genug kennst und der du vertraust, ist das eine Möglichkeit, die Verantwortung für dein Pferd vorübergehend abzugeben.
Vielleicht hast du aber niemanden, deine Trainerin kann keine Berittpferde aufnehmen oder der einzige Ausbildungsstall, der infrage käme, liegt so weit weg, dass du dein Pferd nicht besuchen könntest und das möchtest du nicht. Aber selbst wenn du eine Ausbilderin hast, bei der alles passen würde, ist Beritt immer eine hohe finanzielle Belastung und das kannst du dir vielleicht einfach nicht leisten.
Dewegen hier ein paar Anregungen, wie du deinem Pferd auch ohne Vollberitt bis nach der Geburt gerecht werden kannst:
Zuallererst: Das Pensum wird sich ändern und das ist ok. Es ist nur vorübergehend und die meisten Pferde kommen damit gut klar.
Achte vor allem auf deinen Körper und mach das, was geht, so lange es geht. Jede Schwangerschaft ist individuell, von daher ist es egal, ob andere mit ihren Pferden noch viel länger viel mehr machen können oder sich zugetraut haben.
So lange du dich dabei sicher fühlst, deinem Pferd nicht zu schwer wirst und aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht, kannst du ruhig auch noch reiten.
Akzeptiere, dass du Fitness verlierst und deine Hilfengebung durch das Weichwerden der Muskulatur schwammiger wird.
Überlege dir immer wieder neu, was noch möglich ist, was nicht mehr und wie eure Einheiten deswegen jetzt aussehen können.
Vielleicht hattest du noch nie so Recht Zeit und Muße für die Arbeit an der Hand? Dann könntest du jetzt mit den Grundlagen im Schritt (und Trab – je nachdem, was geht) beginnen und auf eine neue Art und Weise Geraderichtung und Tragfähigkeit verbessern. Daran könntet ihr auch anknüpfen, wenn ihr in ein paar Monaten das Pensum wieder hochfahren könnt.
Du kommst beim Longieren nicht mehr richtig mit? Dann könntest du die Longe länger lassen, auf größerer Entfernung arbeiten, dabei deine Hilfengebung und dein Timing präzisieren und dir Stangen, Kegel und Dualgassen als Unterstützung dazu nehmen.
Und wenn körperlich gar nichts mehr geht, ist immer Kopfarbeit noch eine Option:
Ihr könnt mit dem Clickertraining starten, du kannst dir dabei helfen lassen, deinem Pferd ein paar simple Tricks beizubringen oder Medical Training zu machen, wenn dein Pferd Angst vor Spritzen hat oder keine Maulspritze nimmt.
Bei allem, was ihr tut, lernt ihr mehr, entwickelt euch weiter und vertieft eure Beziehung. Das wird sich auch nach der Pause positiv bemerkbar machen.
Wenn du dich dann von der Geburt erholt hast und zuhause langsam eine neue Routine findest, kannst du auch mit deinem Pferd eine neue Routine finden und Schritt für Schritt euer Pensum wieder hochfahren.
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Vielleicht hast du aber ein Pferd mit MIM (bisher PSSM2), einer Stoffwechsel- oder Gewichtsproblematik und kannst das Pensum daher nicht zu weit reduzieren ohne negative gesundheitliche Folgen für dein Pferd.
Dann solltest du unbedingt andere Personen mit einbeziehen, die dich über die nächsten Monate hinweg unterstützen.
Wenn du bereits eine Reitbeteiligung hast, könnt ihr darüber sprechen, inwiefern sie vorübergehend mehr mit dem Pferd tun kann, um dich zu entlasten. Sie könnte zum Beispiel mehr reiten, wenn du es nicht mehr kannst oder noch zusätzliche Tage übernehmen.
Oder du hast Miteinsteller, denen du dein Pferd anvertrauen kannst und die bereit sind, für ein paar Monate etwas mehr zu tun, um dein Pferd in Bewegung zu halten. Sie könnten dein Pferd als Handpferd mit ins Gelände nehmen oder 2 Tage pro Woche 15 Minuten lösende Handarbeit machen.
Oder du beziehst deinen Partner – der dich ohnehin bestmöglich unterstützen sollte – mit ein. Er könnte dein Pferd auf einfachen Linien in den Grundgangarten longieren und zum Auf- und Abwärmen spazieren gehen.
Wichtig ist dabei gar nicht unbedingt, dass diese Personen genauso viel können wie du und dein Pferd qualitativ auf dem gleichen Level bleibt. Achte stattdessen mehr darauf, dass der Umgang mit deinem Pferd passend ist. Denn durch Druck oder Stress gehen als erstes Losgelassenheit und Zwanglosigkeit verloren und das hat immer negative Auswirkungen – auch wenn dein Pferd regelmäßig weiter bewegt wird.
Da du außerdem vermutlich nicht von heute auf morgen komplett ausfällst, habt ihr auch jeweils Zeit, euch abzusprechen und du kannst bei der Umsetzung von technischen Details wie der korrekten Position oder Peitschennutzung beim Longieren noch unterstützen.
Auch hier gilt: Das Pensum wird sich vorübergehend ändern. Du solltest dir klar machen, was für dein Pferd am Wichtigsten ist und die Unterstützung dementsprechend planen.
Bei einigen MIM-Pferden wäre es beispielsweise wichtig, dass sie 7 Tage pro Woche bewegt werden, aber leichte Bewegung, vielleicht sogar nur im Schritt, reicht dafür aus.
Andere Pferde müssen nicht jeden Tag gehen, brauchen aber unbedingt 3x pro Woche Trab und Galopp.
Schau also, was für dein Pferd das Wichtigste ist und plane entsprechend. Alle anderen Dinge, die du sonst mit ihm noch tust, sind erstmal optional und können auch wegfallen. Dafür habt ihr in ein paar Monaten wieder Zeit.
Und wer weiß, was diese Monate mit euch machen.
Vielleicht geht es dir wie einer meiner Kundinnen, deren Pferd über mehrere Monate körperlich wenig zu tun hatte, aber mental einen riesigen Sprung gemacht hat.
Oder wie einer anderen, deren Partner so eine Freude an der Arbeit mit dem Pferd gefunden hat, dass er jetzt gar nicht mehr aufhören möchte, wo sie wieder kann.
Auf jeden Fall hoffe ich, dass du anhand dieser Anregungen einen Weg sehen kannst, wie die nächsten Monate für dich und dein Pferd aussehen könnten und wünsche dir für diese spannende Zeit alles Gute!
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