Wieviel Abwechslung braucht mein Pferd?

Du fragst dich, ob dein Pferd mehr Abwechslung braucht, ob euer Pensum zu eintönig ist und woher du aber weißt, was das richtige Maß ist? Dann ist dieser Blogbeitrag für dich.

Um zu einer Antwort zu gelangen, solltest du zuerst herausfinden, warum du dir diese Frage überhaupt stellst.
Hast du Sorge, dass dein Pferd langfristig seine Motivation verliert oder wirkt es bereits unmotiviert?
Möchtest du gern viele verschiedene Dinge mit deinem Pferd tun, die den Rahmen einer 7-Tage-Woche sprengen, dabei aber den roten Faden nicht verlieren?
Oder bist du selbst diejenige, die sich wiederholende Tätigkeiten schnell öde findet und sich deshalb nach mehr Abwechslung und Spaß sehnt?

Ich empfehle dir, dem in Ruhe auf den Grund zu gehen, denn die Lösungsansätze sehen unterschiedlich aus.

Abwechslung für mehr Motivation beim Pferd?

Wenn du in dem Dilemma ‚Entweder ein gesund gymnastiziertes oder ein motiviertes Pferd?‘ steckst, dann schau unbedingt in meinen anderen Blogbeitrag genau zu diesem Thema rein: Was du tun kannst, wenn dein Pferd keine Freude am Training hat.

Nimm außerdem Rücksicht auf den Typ deines Pferdes:
Gerade unsichere Pferde profitieren sehr von Routinen. Gleichbleibende Abläufe vermitteln ihnen Sicherheit, während Abwechslung sie schnell überwältigen kann. Hier gilt es, Abweichungen von Routinen wohlüberlegt und in kleinen Schritten zu etablieren, bis sie über die Jahre hinweg souveräner werden.

Im Gegensatz zu solchen Beamten gibt es auch Entdecker-Typen, die große Freude an Neuem und Herausforderungen haben und bei Bekanntem schnell abschalten. Diese Pferde müssen dennoch langfristig lernen, sich auf dich und wiederkehrende Tätigkeiten einzulassen, um langfristig gesund zu bleiben. Dazu im nächsten Absatz mehr.

Und nicht zuletzt darf es nicht deine Aufgabe sein, deinem Pferd Abwechslung von seinem Alltag bieten zu müssen. Das Pferdeleben findet größtenteils ohne dich statt, das heißt die Haltung sollte deinem Pferd Möglichkeiten bieten, wo und wie es sich bewegen und beschäftigen kann. Gleichzeitig muss es auch selbst entscheiden dürfen, was es wann und wo gern tun möchte: Essen, Schlafen, Knabbern, Rennen, Beobachten, wettergeschützt oder mitten im Regen stehen, …

Solltest du Abwechslung brauchen, weil dein Pferd den Rest des Tages keine andere Möglichkeit hat, als sich die Beine in den Bauch zu stehen, muss die Haltung geändert werden und nicht das Training.

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Die Woche ist zu kurz für alles, was ich gern mit meinem Pferd tun möchte!

Kurz gesagt: Ja, ist sie.
Du musst also Prioritäten setzen, was wiederum bedeutet, dass manches erst einmal nicht geht.

Hierzu möchte ich ein bisschen ausholen und kurz aufzeigen, was die Frage nach Abwechslung für das Pferd bedeutet, vor allem aus trainingsphysiologischer Sicht.

Für alles, was wir mit einem Pferd tun wollen – auch wenn Reiten nicht dazugehört –, müssen wir es ausbilden und trainieren, damit es dafür belastbar wird und bleibt. Das betrifft Muskeln und Faszien genauso wie Sehnen, Bänder und Knochen.
Das Training von Muskeln braucht Wiederholung, das von Faszien Variation, alle Strukturen benötigen regelmäßige Regeneration, um sich anpassen und stärker werden zu können, aber wenn die Pausen zwischen der Belastung zu groß sind, findet keine Verbesserung statt.
Dabei gilt grundsätzlich: Entweder ich trainiere und erhalte oder verbessere diese Belastbarkeit – oder der Körper wird wieder schwächer.
Du merkst: Regelmäßigkeit ist unerlässlich, wenn du ein lange gesundes Pferd haben möchtest. (Deswegen müssen das auch die oben erwähnten Entdecker-Typen lernen.)

Wenn du also deine Woche(n) planst, liegt der erste Schwerpunkt auf der Belastung, die dein Pferd im aktuellen Ausbildungsstand braucht.
Das sollte dann 3-4x pro Woche stattfinden. Dabei darf das Setting unterschiedlich sein: Vielleicht kannst du es an der Longe genauso üben wie geritten, im Gelände genauso wie auf dem Platz?
Manche Dinge lassen sich durchaus auch kombinieren, gerade wenn sie nur im Schritt stattfinden. So kannst du mit Handarbeit oder einem Spaziergang aufwärmen und anschließend Freispringen, Reiten oder Ausdauertraining an der Longe dranhängen.

Lass am besten immer einen Tag frei für eure Seelen, insbesondere wenn du meistens wenig Zeit hast und diese dann fokussiert nutzen musst. An diesem Tag macht ihr nichts körperlich anstrengendes, sondern das, worauf ihr spontan Lust habt: Wellness, Clickertraining, ein bisschen planlos frei über den Platz schlendern, …
Überprüfe etwa alle 2 Monate die aktuelle Priorisierung – gern mithilfe deiner Ausbilderin – und passe dann den Schwerpunkt und die Wochenplanung entsprechend an.

Auch den mentalen Aspekt dürfen wir nicht vergessen:
Gerade die gymnastizierende Arbeit auf dem Platz kommt dir vielleicht schnell eintönig vor. Dabei bringt gerade der Fokus auf den Takt mehrere Vorteile mit sich: Er hilft bei der Konzentrationsfähigkeit – die Pferde rittiger und abgeklärter macht – und dabei, zur Ruhe zu finden.

Wenn ihr also beispielsweise taktmäßige Bahnfiguren im Trab geht, trainierst du dein Pferd mental, während die Muskeln ihre Wiederholungen und die Faszien durch die wechselnden Linien ihre Variationen haben.
Ganz schön viele Fliegen mit einer erstmal langweilig wirkenden Klappe!

Für mehr Inspiration dazu schau dich gern mal in meinen anderen Blogbeiträgen um. Hier findest du Tipps für den Takt, Grundsätze für ein erfolgreiches Training oder auch Fehler, die du in der Ausbildung vermeiden solltest.

Mir ist das zu langweilig!

Damit kommen wir zur letzten Möglichkeit: Du wünschst dir die Abwechslung vor allem für dich selbst.
Wenn das bei dir der Fall ist, musst du dir folgendes bewusst machen:

Wie bereits oben erwähnt, sind wir dafür verantwortlich, unser Pferd für das, was wir mit ihnen tun wollen, belastbar zu machen und zu erhalten.
Wie viele komplexe Fähigkeiten dauert es auch bei der Pferdeausbildung und beim Reiten viele Jahre, um annähernd gut zu werden. Da wir es nicht mit einem Klavier oder einem Tennisschläger zu tun haben, sondern mit einem Lebewesen, ist das Ganze noch komplexer. Daher hört man oft – zu Recht –, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um darin gut zu werden.
Es gilt für uns dasselbe wie für die Pferde: Entweder wir werden besser oder wir werden schlechter.

Besser werden erfordert sehr viel Konzentration, denn wir müssen bewusst aus den Mustern aussteigen, die unser Gehirn gespeichert hat.
Wenn du etwas tust und dabei die Gedanken schweifen lässt, verfestigst du nur deine aktuellen Muster.

Also ja, Ausbildung und auch Gesunderhaltung deines Pferdes müssen anstrengender sein als du vielleicht dachtest. Aber das bedeutet nicht, dass du nicht auch hier Kompromisse finden kannst:
An deinem Sitz arbeiten kannst du auch im Gelände – und baust dort bewusst konzentrierte Phasen für dich ein, während zu andere Phasen wieder einfach nur genießt.
Oder ihr wechselt immer ab: Einen Tag konzentrieren und verbessern, den nächsten Tag einfache Sachen tun, bei denen du wenig nachdenken musst. Damit hast du gleich auch die Regeneration für dein Pferd mit drin.

Vielleicht stellst du fest, dass du wirklich so überhaupt keine Lust hast, dich damit auseinanderzusetzen und dich anzustrengen.
Vielleicht soll das Pferd für dich ausschließlich nur Entspannung bedeuten.
Das ist ok und es ist gut, wenn dir das bewusst wird.
Du musst dann aber deinem Pferd gegenüber fair sein:
Du kannst es regelmäßig von einer guten Ausbilderin arbeiten lassen, damit es lange belastbar und gesund bleibt. Das bedeutet aber mindestens 2 Tage Beritt pro Woche.
Du kannst bis auf Spaziergänge und ein bisschen Clickertraining alles sein lassen. Dann ist die Belastbarkeit weniger wichtig als wenn du weiterhin longieren, springen oder ausreiten möchtest. Für die meisten Pferde reicht das allerdings heutzutage zur Gesunderhaltung nicht aus.
Du kannst dir eine engagierte Reitbeteiligung suchen, die das Trainieren und Vorankommen mit dem Pferd an deiner Stelle übernimmt. Das kommt nicht an das Können eines Ausbilders heran, aber die RB und dein Pferd können dabei viel Freude haben. Wichtig ist nur, dass sie von dir auch die Freiheiten bekommt, die sie dafür braucht. Mit einem Tag pro Woche ist das nicht getan.
Oder du musst dir vielleicht wirklich eingestehen, dass die Bedürfnisse eines Pferdes und deine Erwartungen an das Pferdebesitzerdasein nicht kompatibel sind und daher ein neues Zuhause für dein Pferd und ein anderes Hobby für dich doch die bessere Lösung ist.

Zu welchem Schluss auch immer du kommst: So lange die Lösung deinem Pferd gerecht wird und  für dich funktioniert, brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben.

 

Abwechslung gar nicht so wichtig wie gedacht

Wir stellen also fest: So schrecklich wichtig, wie du vielleicht dachtest, ist Abwechslung gar nicht unbedingt und sie kann je nach Anspruch, Möglichkeiten und Pferdetyp auch verschieden aussehen.
Ich wünsche dir, dass du herausfindest, wo bei dir und deinem Pferd hier der sprichwörtliche Hund begraben liegen könnte und du davon ausgehend eine gute Lösung für euch findest.

Willst du noch mehr für dich und dein Pferd lernen?

Dann stöbere noch ein bisschen durch meine anderen Beiträge

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