Diesen Blogbeitrag möchte ich einem ganz wesentlichen Aspekt widmen, der einem harmonischen, feinen und weichen Miteinander oft im Weg steht, aber in der Regel übersehen wird: Der Konzentrationsfähigkeit des Pferdes.
Denn immer wieder erlebe ich Menschen, die sich bemühen, alles richtig zu machen, um zu einer korrekten und feinen Hilfengebung zu kommen – und ihr Pferd reagiert trotzdem nicht. Oder lange nicht so fein, weich oder deutlich, wie es zu erwarten gewesen wäre.
So entsteht Harmonie
Harmonie entsteht, wenn Mensch und Pferd zu einer gemeinsamen Agenda finden, ganz beieinander und im Hier und Jetzt sind.Harmonie kann also nicht entstehen, wenn einer (oder beide) mit den Gedanken woanders sind.
Setzen wir einmal voraus, dass du als Mensch in diesem Szenario gut in dir ruhst und keine Schwierigkeiten damit hast, dich voll und ganz auf die heutige gemeinsame Arbeit einzulassen. Setzen wir außerdem voraus, dass dein Pferd keine körperlichen Gründe hat, nicht reagieren zu können. Es hat also keine Schmerzen und die Anforderungen passen sowohl zur Tagesform als auch zu den momentanen Fähigkeiten.
Und trotzdem reagiert dein Pferd auf alles, was um euch herum geschieht, aber nicht auf dich.
Oder du musst Hilfen sehr viel mehr verstärken als du es möchtest, ehe eine Reaktion kommt.
Oder dein Pferd macht gar nichts, wenn du nicht ständig einwirkst.
Mir begegnen immer wieder Pferde, die mental nicht richtig oder überhaupt nicht anwesend sind.
Die Gründe dafür sind vielfältig:
Das Pferd hat es schlicht nie gelernt. Dabei sollte die Konzentrationsfähigkeit unbedingt Teil der Grundausbildung sein!
Das Pferd wurde zu viel überfordert und hat sich deswegen angewöhnen müssen, zu dissoziieren. Wann etwas ‚zu früh‘ oder ‚überfordernd‘ ist, entscheidet übrigens immer das jeweilige Pferd. Der eine lernt schneller oder mag mehr gefordert werden, der andere braucht für alles länger. Beide haben Recht. Die Alternative zu ‚Abschalten und mit sich machen lassen‘ ist übrigens Konflikt bzw. ‚ein Problempferd werden‘. Viele Pferde sind dafür zu harmoniebedürftig und geben nach.
Das Pferd bekam über einen Zeitraum hinweg jedes Detail vorgegeben: Kopf hierhin, Genick so, das rechte Bein so weit vor, das linke breiter, aber nicht zu viel, und das jetzt auf keinen Fall ändern! … Was oft gut gemeint ist, führt zu Mikromanagement und macht das Pferd unselbständig. Das Pferd lässt den Menschen sein Ding machen und verabschiedet sich gedanklich.
Das Pferd hat einen starken Charakter und ist sehr selbständig. Oft sind diese Pferde eher unerschrocken und übernehmen auch in der Herde Rollen mit mehr Verantwortung (das muss für uns nicht immer offensichtlich erkennbar sein). Hat das Pferd den Eindruck, der Mensch ist sich seiner Sache nicht sicher genug, nicht klar und deutlich dabei oder gibt die Hilfe nicht 100,00%ig korrekt, übernimmt es gern einfach selbst die Agenda und macht, was es selbst für richtig und wichtig hält.
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Zusätzlich habe ich hier noch ein paar Tipps
Bleib permanent im Gespräch mit deinem Pferd.
Durch sich immer wieder ändernde, kleine Anforderungen kannst du die Aufmerksamkeit deines Pferdes immer wieder zurückholen. Berührungen können ebenso helfen.
Fordern, aber nicht überfordern.
Stelle sicher, dich viel in diesem Bereich zu bewegen: Dein Pferd muss sich konzentrieren, weil es neu oder anstrengender ist, aber es fühlt sich nicht überfordert.
Hilf deinem Pferd, zu lernen, dass körperliche Anstrengung nicht gleich mentalen Stress bedeutet (das endet dann nämlich in Verspannung).
Klare Aufgabenverteilung.
Ihr seid ein Team, in dem jeder verschiedene Aufgaben hast. Beobachte, ob du manchmal Aufgaben deines Pferdes übernimmst und dein Pferd deswegen mental gar nicht anwesend zu sein braucht. Gern passiert das beim Treiben: Die eigenen Beine bewegen muss das Pferd selbst – deine Aufgaben sind dagegen gute Vorbereitung, nicht zu stören und die Bewegung ggf. zu kanalisieren oder zu steuern.
Bleib weiterhin streng mit dir selbst.
Der Fokus auf ein Thema beim Pferd birgt immer die Gefahr, das eigene Tun zu vernachlässigen. Überprüfe also immer, dass du deinen Anteil – Auswahl der Anforderungen, gute Vorbereitung, korrekte Hilfengebung – auch erfüllst und permanent verbesserst.
Zuletzt noch ein Hinweis:
Wenn dein Pferd normalerweise aufmerksam ist, sich gut auf euer gemeinsames Tun und deine Einwirkung einlassen kann, und dann auf einmal beim gleichen Pensum ständig abgelenkt ist, abschaltet oder schreckhaft wird – bedeutet das in der Regel Schmerzen!
Die Lösung findet sich dann selbstverständlich nicht im Training, sondern im Hinzuziehen von Tierarzt und Therapeut, um die Ursache zu finden und zu beheben.
Willst du noch mehr für dich und dein Pferd lernen?
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