Autor: Sally

Verlernt mein Pferd das Reiten in längeren Pausen? Warum du dir keine Sorgen machen musst

Für viele Pferdebesitzerinnen gibt es kaum etwas Frustrierenderes als eine längere Reitpause.
Die Gründe für eine solche Pause können vielfältig sein: gesundheitliche Probleme beim Pferd oder Menschen, berufliche Verpflichtungen, familiäre Angelegenheiten oder auch saisonale Bedingungen wie ungeeignete Bodenverhältnisse.

Viele von uns sorgen sich dann, dass ihr Pferd in dieser Zeit das Reiten verlernt und es so zu deutlichen Rückschritten kommt, sie nicht an das bisherige Training anknüpfen können oder ihrem Pferd allgemein erstmal nicht gerecht werden können.

Diese Sorge kann ich dir abnehmen: Dein Pferd wird das Reiten nicht verlernen.

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Genau so wenig, wie du das Radfahren verlernt hast, obwohl du vielleicht nur noch 2x im Jahr damit fährst.
Was es aber verlieren kann, sind die körperliche Fitness und muskuläre Stärke, die für den Erhalt von Tragfähigkeit, Geraderichtung, Koordination und Beweglichkeit notwendig sind.

Die wahre Herausforderung: Kraft und Kondition

Nach einer längeren Pause wirkt es oft so, als hätte das Pferd bestimmte Fähigkeiten verlernt:
Es lässt sich nicht mehr so leicht fallen, kann das Arbeitstempo nicht mehr halten, die Übergänge sind holperiger und der Galopp hat auch ganz schön gelitten.
In Wirklichkeit fehlt es ihm aber nicht an Wissen, sondern an der nötigen Kraft und Kondition, um die Anforderungen mit der vorherigen Leichtigkeit zu bewältigen. Es versteht also weiterhin, was gemeint ist, KANN es aber nicht in der früheren Qualität ausführen. Deswegen erscheinen Bewegungen weniger präzise oder kraftvoll als du es bisher von deinem Pferd gewohnt warst und es reagiert weniger rittig.

Es ist vollkommen verständlich, von diesen Reaktionen verunsichert oder besorgt zu sein. Du möchtest das Beste für dein Pferd und befürchtest, dass die Pause alle Fortschritte zunichte gemacht hat bzw. machen wird. Das ist menschlich und zeugt vor allem von dem Verantwortungsgefühl und der Bindung, die du zu deinem Pferd empfindest.

Mögliche Lösungen

Lass uns den Fokus dennoch mehr darauf lenken, was du tun kannst, um dein Pferd entsprechend fit zu halten oder zu bekommen.

Wenn dein Pferd reitbar ist, du aber nicht reiten kannst:

  • Kannst du dein Pferd am Boden weiter bewegen?

Dann achte darauf, es hier – im Rahmen seiner Fähigkeiten! – weiter zu fordern und zu fördern, sodass es ein grundsätzliches Level an Kraft und Kondition behält oder sich dabei sogar verbessert.

  • Möchtest du es von anderen reiten oder bewegen lassen?

Bedenke hierbei unbedingt, dass du bei einem schlechteren oder undifferenzierteren Reiter als du es bist, ein negativeres ‚Ergebnis‘ bekommen wirst als bei einer kompletten Reitpause. Wähle daher die andere Reiterin sorgfältig aus. Du könntest sie auch durch Unterricht bei deiner eigenen Reitlehrerin unterstützen lassen. Alternativ könnte auch deine Trainerin das Pferd regelmäßig mit reiten.
Ähnliches gilt auch, wenn jemand anderes dein Pferd für dich am Boden weiter bewegt. Überlege dir genau, wer die passende Unterstützung sein kann, ob und wie du anleitend unterstützen kannst oder welche Vorgaben, was diejenige mit deinem Pferd tut, du gibst.

Wenn dein Pferd nicht geritten werden kann:

  • Wenn es gesundheitlich ausfällt

Halte dich unbedingt an Vorgaben von Tierarzt und Therapeut, was die mögliche und nötige Belastung für dein Pferd angeht. Zu kurze Regeneration sowie zu schnelles Antrainieren ziehen langfristig mehr negative Konsequenzen nach sich als dem Pferdekörper die Zeit zu geben, die er braucht, um wieder vollständig gesund zu werden.

  • Wenn es an wetterbedingt schlechten Bodenverhältnissen liegt

Fahre die Anforderungen deutlich zurück und achte bei den wenigen Dingen, die dadurch vielleicht überhaupt noch möglich sind, umso mehr auf die Qualität der Ausführung. Überlege dir, wo und wie du vielleicht bessere Bedingungen finden und nutzen kannst.
In den Wintermonaten findest du hierzu übrigens Inspiration in meiner Webinaraufzeichnung ‚Winterarbeit‘ in meinem Shop.

  • Baue es langsam wieder auf

Ein durchdachter Trainingsplan, der schrittweise Kraft und Kondition zurückbringt, ist hier der Schlüssel. Dabei ist es wichtig, geduldig zu sein und realistische Ziele zu setzen.
Deine Trainerin sollte dich hierbei gut unterstützen können.

Fazit

Längere Pausen sind kein Grund zur Panik, auch wenn du sie lieber vermeiden würdest.
Mit der richtigen und durchdachten Herangehensweise könnt ihr die Pause gut überstehen und sobald hinterher Kondition und Kraft wieder ausreichend vorhanden sind, nahtlos an euer bisheriges Können anknüpfen.

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So gewinnst du das Vertrauen deines Pferdes

Du möchtest, dass dein Pferd dir mehr vertraut?
Dass es willig und gelassen auf dich reagiert?
Dir Fehler wie eine schlechte Tagesform oder unüberlegte Hilfengebung nicht krumm nimmt?
Auch in schwierigen Situationen versucht, zu tun, wonach du fragst?

Stattdessen nimmt es dir eine aus Versehen zu deutlich gegebene Hilfe drei Tage lang übel, entscheidet in Schrecksituationen komplett ohne dich und wenn du es mal etwas eiliger hast als sonst, geht direkt gar nichts mehr?

Egal, was für eine Vorgeschichte oder welchen Charakter dein Pferd hat – es ist definitiv möglich, das Vertrauen zwischen euch zu verbessern!

Was dafür nötig ist, zeige ich dir in diesem Blogartikel.

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So funktioniert das Beziehungskonto

Lass uns mit einer Metapher starten:
Du weißt, wie ein Konto funktioniert. Du zahlst ein, dadurch hast du ein Guthaben in einer bestimmten Größenordnung, und wenn es nötig ist, kannst du davon nehmen, um etwas zu bezahlen.

Dieses Prinzip übertragen wir jetzt auf ein sogenanntes Beziehungskonto, welches beschreibt, wieviel Vertrauen in einer Beziehung aufgebaut worden ist. Dein Verhalten zahlt entweder ein – weil du dich als freundlich, zuverlässig und umsichtig erweist – oder es bucht ab – wenn du dich unsensibel, egoistisch und ignorant verhältst.
Je höher das aktuelle Guthaben, desto größer das Vertrauen deines Gegenübers in dich. Er wird dir eher Fehler verzeihen, im Zweifel von einer guten Absicht ausgehen und nimmt dir missglückte Kommunikation weniger krumm.
Je geringer das aktuelle Guthaben, desto kleiner das Vertrauen in dich. Kleinere Fehler werden größere Reaktionen auslösen, die dir vielleicht ungerechtfertigt vorkommen.

Diese Metapher für zwischenmenschliche Beziehungen (die ich übrigens aus dem Buch ‚Die 7 Wege zur Effektivität‘ von Stephen R. Covey übernommen habe) übertragen wir jetzt auf die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd.
Im Gegensatz zu einer zwischenmenschlichen Beziehung wird hier vorrangig von einer Seite eingezahlt und abgebucht – von deiner.
Aber auch hier gilt: Jede Interaktion mit deinem Pferd zahlt entweder ein oder bucht ab. Und je höher das Guthaben, desto größer das Vertrauen deines Pferdes in dich. Du hast dich mit deinem Verhalten als zuverlässig, liebevoll und umsichtig bewiesen.

Lass mich dir zeigen, wie das im Alltag aussehen kann und wie du dafür sorgst, mehr einzuzahlen als abzubuchen.

Was Pferde als Einzahlungen empfinden:

  • Du gehst im Umgang und Training auf die natürliche Reaktionszeit deines Pferdes ein – sei es Typ ‚Lange Leitung‘ oder ‚Ich mach schon mal‘.

  • Du sorgst dafür, deine Gedanken, Emotionen und Anspannungen schon im Voraus zu regulieren und sie nicht deinem Pferd aufzubürden.

  • Du bist voll und ganz beim Pferd, anstatt 80% der Zeit mit deinen Miteinstellerinnen zu schnacken. Eine gute Zeit für einen Schnack am Stall ist, wenn das Pferd auf der Koppel bzw. dem Paddock steht. 😉

  • Du nimmst Rücksicht auf seine Vorlieben, Stärken, Schwächen sowie seine Tagesform.

  • Ihr macht regelmäßig gemeinsam Dinge, die deinem Pferd Spaß machen, auch wenn sie nicht deine Lieblingsbeschäftigung sind.

  • Du bereitest Anforderungen an dein Pferd in verständlichen Schritten vor.

  • Du überfällst es nicht, sondern hilfst ihm beispielsweise, vom Mittagsschlaf einen guten Übergang in die nötige Aufgewecktheit für einen Ausritt zu finden.

Grundsätzlich gilt: Jede Interaktion, jede Kleinigkeit zählt. Deswegen ist es Voraussetzung für Einzahlungen, dass du mitdenkst. Immer.
Versuche auch, das Wesen Pferd besser zu verstehen, um ihm mehr und mehr gerecht werden zu können.

Je höher das aufgebaute Vertrauensguthaben, desto weniger werden Abbuchungen wie bspw. die folgenden ein Problem sein:

  • Dein Pferd hat Angst, ist dank deiner bisherigen Einzahlungen aber noch in der Lage, auf dich zu achten. Schließlich hast du dich wiederholt als zuverlässig erwiesen.

  • Ihr landet unvorbereitet in einer schwierigeren Situation; vielleicht ein außergewöhnliches Hindernis im Gelände. Dein Pferd behält einen klaren Kopf, denkt mit und achtet trotz erhöhter Anspannung noch genau auf deine Hilfen.

  • Du hast Zeitstress und bist daher ungeduldiger als sonst. Dein Pferd versucht dennoch, mitzumachen anstatt ebenfalls Stress zu bekommen.

Zwei weitere Beispiele für Abbuchungen noch aus dem Alltag mit meinem eigenen Pferd:
Meine Stute Fayola fährt zwar regelmäßig aber nicht gern Hänger. Wir haben beim Verladen keine Probleme (mehr), dennoch war es definitiv eine Abbuchung, als ich vor einigen Wochen aufgrund mehrerer Umstände sehr gehetzt verladen musste. Wir sind zum Hänger gerannt, jede Minute zählte. Noch vor ein paar Jahren wäre sie unter diesen Umständen dem Hänger vehement fern geblieben. Nicht so diesmal: Fayola stieg trotzdem anstandslos und gelassen ein.
Noch eine Weile zuvor musste sie aufgrund einer Schwellung in Bewegung gehalten werden, als ich im Urlaub war. Dabei halfen mir freundlicherweise einige meiner Miteinstellerinnen, die sie mit auf Spaziergänge nahmen. Eine Sache, die Fayola grundsätzlich gern und unkompliziert macht.
Als ich wieder da war, zeigte sie sehr deutlich, dass sie erstmal wieder mehr Einzahlungen braucht. Also habe ich meine Ansprüche hintenangestellt und dafür gesorgt, dass ich viel Zeit mit ihr und für sie hatte, war im Training etwas nachlässiger als sonst und bin mehr ins Gelände gegangen (mit mir ist das für sie etwas anderes als mit ‚fremden‘ Menschen). Nach wenigen Tagen war sie wieder die Alte und unsere Beziehung wieder auf dem gewohnten Level.

Um das Vertrauen deines Pferdes zu gewinnen und eine noch bessere Beziehung aufzubauen, behalte also euer Beziehungskonto im Auge und sorge dafür, beständig für dein Pferd einzuzahlen.

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Was Physio und Osteo für dein Pferd tun können

Wie schön wäre das denn: Einmal im Jahr kommt die Physiotherapeutin oder Osteopathin, löst und richtet im Pferdekörper, was zu lösen und zu richten ist und anschließend habt ihr die perfekten Voraussetzungen für die gemeinsame Arbeit. Bis zum nächsten Jahr, sofern nicht vielleicht ein Sturz, Schlag o.ä. dazwischen kommt.

So einfach ist es natürlich nicht, ein Pferd ist kein Auto, dem im Regelfall eine Durchsicht pro Jahr ausreicht. Lebewesen sind da etwas komplexer als Maschinen.

In der Realität sieht es also eher folgendermaßen aus:

Am Anfang konzentriert sich die Therapeutin auf die wichtigsten oder größten Probleme und behandelt so viel und so weit, wie das Pferd es verträgt.
Sie gibt Hinweise, worauf im Training zu achten ist und schlägt vor, in welchem Abstand der nächste Termin für die nächsten Themen sinnvoll ist.
In der Zwischenzeit richtest du die Arbeit – am besten mit Unterstützung deiner Ausbilderin – darauf aus, was dein Pferd braucht, um nicht wieder in denselben Verspannungen und Blockierungen zu landen, sondern sein Bewegungsbild nach und nach zu verbessern.

So schafft die Therapeutin anfangs vor allem Voraussetzungen, die eine Korrektur der Arbeit ermöglichen.

Denn: Den größten Anteil an einer nachhaltigen Verbesserung hat immer die Art der regelmäßigen Bewegung des Pferdes!

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Über die Jahre hinweg sollte daher bei guter Ausbildung des Pferdes für die Therapeutin immer weniger zu tun sein. Ausnahmen durch Stürze, Schläge, Verletzungen o.ä. natürlich ausgenommen (in so einem Fall sollte zeitnah ein Termin vereinbart werden).
Ihre Rolle wird dagegen mehr und mehr eine des Feedbacks:
Sie hat in größeren Abständen den Blick von außen und kann Rückmeldung geben, was sich durch die Arbeit gut entwickelt und worauf als nächstes stärker geachtet werden sollte.

Am besten ist es dementsprechend auch, wenn Therapeutin und Ausbilderin im Austausch stehen, um dein Pferd und dich ideal unterstützen zu können.

Aufhorchen solltest du vor allen in zwei Fällen:

  1. Dein Pferd geht oder verhält sich nach den Behandlungen immer deutlich schlechter als üblich. Das ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Therapeutin – wenn auch gut gemeint – mehr gelöst hat, als das Pferd aktuell verträgt. Das darf bei der nächsten Behandlung nicht mehr passieren. Werden vonseiten der Therapeutin solche Rückmeldungen wiederholt übergangen, kann es sinnvoll sein, die Zusammenarbeit zu überdenken.

  2. Dein Pferd hat über Jahre hinweg bei Behandlungen immer dieselben Probleme in mehr oder weniger der gleichen Ausprägung. Das ist ein Hinweis auf unzureichende Qualität in der Arbeit mit dem Pferd.
    In diesem Fall solltest du dein eigenes Training unbedingt überdenken und mit deiner Ausbilderin Rücksprache halten. Wird auch hier der bisherige Stiefel weiter gefahren, anstatt das Vorgehen anzupassen, ist der Ausbildungsansatz und auch die Ausbilderin unter Umständen nicht (mehr) die richtige für euch ist.

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Gute Seite, schlechte Seite – Schiefe beim Pferd

Dein Pferd fällt auf einer Hand deutlich nach innen? Geht am liebsten in Außenstellung? Möchte vielleicht sogar an der Longe nur auf einer Hand gehen?

Dann hat dein Pferd ein Problem mit seiner Schiefe.
Das ist per se erstmal nicht ungewöhnlich – alle Lebewesen auf diesem Planeten sind schief und Geraderichtung ist deswegen wesentlicher Bestandteil einer guten Pferdeausbildung.
Wahrscheinlich würdest du sagen, dein Pferd hat eine ‚gute‘ und eine ‚schlechte‘ Seite, denn auf der einen Hand klappt es ja deutlich besser als auf der anderen.

In diesem Zusammenhang hast du vielleicht auch schon einmal von der ‚Schokoladenseite‘ und der ‚Zwangsseite‘ gehört, welche im Prinzip nichts anderes meinen. Erklärt werden diese Unterschiede in der Regel damit, dass die gute bzw. Schokoladenseite die hohle und die schlechte bzw. Zwangsseite die händige Seite des Pferdes ist.

Die Konsequenz aus dieser Erklärung ist dann, die schlechte Seite mehr zu biegen, um zu einem geradegerichteteren, symmetrischeren Pferd zu kommen.

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Das Problem bei der ganzen Sache: Für viele Pferde trifft diese Zuschreibung nicht zu, denn ihre Schiefe ist genau andersherum!

Bei vielen Pferden ist die hohle – also angeblich bessere – Seite viel instabiler, sodass sie nach innen kippen, das fehlende Gleichgewicht durch Außenstellung von Kopf und Hals auszugleichen versuchen oder vor allem an der Longe sogar jede Gelegenheit nutzen, um die Hand wieder zu wechseln.

Woran das liegt?

Ohne es sicher zu wissen, vermute ich die größere Beweglichkeit (Hypermobilität) der heutigen Pferde, die zwar spektakulärere Bewegungen zulässt, aber deutlich mehr Instabilität mit sich bringt.
Unabhängig von Rasse oder Zuchtziel sind alle Pferde heute – vom Shetty über Konik und Haflinger bis zum Schweren Warmblut – deutlich weicher im Gewebe als noch vor wenigen Jahrzehnten. Was auch immer die Ursache ist, Tatsache bleibt: Die altbekannte, weit verbreitete Denkweise trifft heute oft nicht mehr zu.

Woher weiß ich jetzt, wie die Schiefe meines Pferdes ist?

Wesentlich aussagekräftiger als die Frage, auf welcher Hand sich ein Pferd schlechter biegt oder generell gut arbeiten lässt, sind folgende Punkte:

  • Auf welcher Seite ist der Rücken höher bzw. tiefer?

  • Welche Schulter ist breiter bzw. schmaler?

  • Welches Vorderbein fußt – insbesondere in Wendungen – lotrecht und welches eher schräg in Richtung des anderen Vorderbeins?

Schau also die nächsten Tage mal mit diesen Gedanken im Hinterkopf auf die Bewegungen und den Körper deines Pferdes, um herauszufinden, wie es um seine Schiefe tatsächlich steht. Unter Umständen musst du anschließend deine Strategie der Geraderichtung umdrehen – mit aber deutlich größerem Erfolg.

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Trageerschöpfung – was tun?

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Trageerschöpfung – was tun?

Dein Pferd ist trageerschöpft. Das hat dir die Therapeutin deines Pferdes gesagt oder vielleicht bist du auch selber darauf gekommen.

Endlich hast du eine Erklärung für Symptome wie:
Löcher über den Schulterblättern, einen breiten Hängebauch, eine feste Lende, Berührungsempfindlichkeit im Brust- und Gurtlagenbereich, hölzerne und unrunde Bewegungen oder auch beginnende Atemwegsprobleme, Headshaking oder Stolpern.

Du bist einerseits erleichtert, gleichzeitig aber auch erschrocken und vielleicht machst du dir auch Vorwürfe, wie es soweit kommen konnte.

Zuerst einmal: Keine Panik! Eine Trageerschöpfung ist nicht das Ende der Welt und es gibt einen Weg heraus.
Dabei möchte ich dir in diesem Artikel helfen.

Achtung: Ich gehe in diesem Text von Pferden aus, die nicht aufgrund von Schmerzen in eine Trageerschöpfung gerutscht sind, sondern aufgrund (unbeabsichtigter) Trainingsfehler!

 

Das Wichtigste, was du zu diesem Thema wissen musst, ist:
Trageerschöpfung und Tragfähigkeit sind zwei Enden desselben Spektrums.

Und im Laufe seines Lebens bewegt sich ein Pferd immer entweder in die eine oder die andere Richtung dieses Spektrums: Entweder hin zu mehr Tragfähigkeit oder wieder stärker in die Trageerschöpfung.
Ein tragfähiges Pferd befindet sich gut im Gleichgewicht, kann sich und auch seinen Reiter gut tragen. Je weniger tragfähig ein Pferd ist, desto stärkere Probleme hat es mit seinem Gleichgewicht – erst mit, später auch ohne Reiter, bis hin zu Problemen mit oder Schäden an den Sehnen, der Lunge oder anderen Körperteilen und Organen.
Daher ist eine vernünftige Grundausbildung für jedes Pferd essentiell und auch im weiteren Verlauf seiner Ausbildung sollte immer darauf geachtet werden, dass sich die Tragfähigkeit verbessert.

Früher konnte man sagen, dass dieses Spektrum und auch die Begrifflichkeit ‚Trageerschöpfung‘ für Pferde an sich kein Problem sind, wenn sie einfach nur Pferd sind und kein Mensch Ansprüche an ihren Körper stellt – sei das Reiten, Fahren, Springen oder Bodenarbeit.
Leider haben wir Pferde durch Zucht unseren Wünschen und Ansprüchen entsprechend verändert, sodass es inzwischen auch eine Reihe an Pferden gibt, die ohne ein konstantes Arbeiten hin zur Tragfähigkeit auch nicht mal mehr einfach nur auf der Koppel gesund bleiben können. Das gilt besonders für Pferde mit Hypermobilität, MIM (früher: PSSM2) und / oder ECVM.
Das heißt, auch wenn dein Pferd objektiv gesehen gar nicht viel tut, vielleicht auch gar nicht geritten wird, kann es trotzdem trageerschöpft sein und unter den Folgen leiden.

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Wenn du Zusammenhänge, gesundheitliche Auswirkungen und Symptome noch mehr im Detail verstehen möchtest, empfehle ich dir mein Video dazu: Zum Video

Trageerschöpfung beginnt dann, wenn ein Pferd sich nicht (mehr) gesund bewegen kann, wenn es die Anforderungen nicht mehr leisten kann oder es gesundheitliche Auswirkungen gibt. Meist beginnt dieser Prozess schleichend und die Reiterin oder Besitzerin merkt es erst, wenn die Symptome dann schon stärker geworden sind, es deutliche Probleme in der Rittigkeit oder auch gesundheitlicher Art gibt oder eben die Physio oder Osteo sie bei der Behandlung darauf ansprechen.

Diese Entwicklung kann aus zwei Gründen entstehen:

1. Dem Pferd wird in der Ausbildung mehr abverlangt, als es leisten kann.

Zu schnell, zu viel, zu ehrgeizig, zu wenig Pausen oder auch zu wenig Rücksicht auf die Tagesform des Pferdes.
Wie viel ‚zu viel‘ ist, hängt dabei immer vom jeweiligen Pferd ab. Manche Pferde sind zarter besaitet oder haben körperlich größere Schwierigkeiten mit vermeintlich einfachen Dingen als andere.

2. Es gibt keinen roten Faden in der Arbeit mit dem Pferd. Es wird heute so und morgen so gemacht, mal diesen Ansatz mal jenen Trainer ausprobiert, immer ein bisschen nach Tageslaune, gut soll es sich anfühlen und zu anstrengend darf es vielleicht auch nicht sein.

Man kann also auf beiden Seiten vom Pferd fallen: Zu viel und ehrgeizig ist nicht gut, zu wenig und ohne Fahrplan aber auch nicht.

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Was kannst und solltest du jetzt tun, wenn dein Pferd trageerschöpft ist?

  • Ändere die Arbeit mit deinem Pferd grundlegend.

Dafür solltest du einmal in dich gehen und reflektieren, welcher der zwei genannten Gründe bei euch zutrifft.
Ist dir der Ehrgeiz bisher manchmal mit dir durchgegangen oder du hast dich von Aussagen wie ‚Der ist jetzt so und so alt, der muss jetzt dieses und jenes können!‘ zu mehr Druck verleiten lassen, musst du jetzt lernen, etwas langsamer und ruhiger zu machen und mehr Geduld an den Tag zu legen.
Warst du bisher eher beliebig und wolltest nur eine schöne Zeit mit deinem Pferd haben, vielleicht als Ausgleich zu deinem sonstigen Alltag, musst du jetzt lernen, deiner Verantwortung für dieses Lebewesen noch besser gerecht zu werden und mehr System oder Struktur in eure Arbeit zu bringen.

  • Verfalle nicht in Panik oder Aktionismus.

Dass du dir Sorgen um dein Pferd machst und den aktuellen Zustand gern so schnell wie möglich ändern möchtest, ist völlig verständlich.
Der Pferdekörper braucht aber Zeit, um seine Fähigkeiten zu verändern und sich dem neuen Ansatz anzupassen – egal, wie gut der neue Ansatz ist! Also: Einmal durchatmen. Der jetzige Zustand ist schleichend über einen längeren Zeitraum entstanden, deswegen gib dir auch für den Lösungsweg Zeit.
In einem Jahr solltet ihr bei korrekter Arbeit wieder eine gute Basis erreicht haben.

  • Finde heraus, wo du jetzt ansetzen kannst.

Pferde sind Individuen. Daher gibt es keinen pauschalen Weg aus der Trageerschöpfung, der allen Pferden hilft, oder Übungen, die jedes Pferd machen sollte.
Stattdessen solltest du dein Pferd fragen, was es aktuell als größtes Problem empfindet.
Wenn du dort dann ansetzt, wird sich das Gleichgewicht deines Pferdes am deutlichsten verbessern und euch wieder mehr in Richtung Tragfähigkeit bringen.
Die Antwort deines Pferdes findest du am besten mit meinem Selbsttest heraus: Zum Test

  • Achte auf gute Qualität in den einfachen Übungen.

Ob das Übergänge, Hufschlagfiguren oder Stangen sind – entscheidend ist vor allem, WIE dein Pferd sie ausführt. Ausgehend vom Ergebnis deines Pferdes im oben erwähnten Selbsttest weißt du dann auch, welcher Aspekt in der Ausführung aktuell am wichtigsten ist. Und welche du dafür erstmal (!) vernachlässigen kannst.

  • Hole dir dabei Unterstützung.

Wenn du schon länger intensiv mit einer Ausbilderin zusammen arbeitest und dein Pferd trotzdem in der Trageerschöpfung gelandet ist, solltest du diese Zusammenarbeit nochmal überdenken. Vielleicht könnt ihr miteinander sprechen und sie ist bereit, ihren Ansatz für dein Pferd komplett zu ändern. Vielleicht aber auch nicht und dann ist es leider nicht die richtige Unterstützung für dich und dein Pferd.
Außerdem sollte euch eine Therapeutin (Physio oder Osteo) begleiten. Anfangs wird die Therapie vor allem dabei helfen, bessere Bewegungen überhaupt zu ermöglichen, später dient sie vor allem dem Feedback: Geht die Entwicklung deines Pferdes in die richtige Richtung?
Übrigens: Wenn du eine neue Ausbilderin suchst, frag bei den Therapeuten nach, wen sie dir empfehlen würden, wenn du eine gesunde Entwicklung bei deinem Pferd bewirken möchtest. Sie haben oft den besten Einblick, bei welcher Ausbilderin sich die Pferde körperlich am besten entwickeln.

Gern kannst du auch meine Unterstützung nutzen:

Das geht mit dem Trainingspaket oder Onlinetraining, oder zweimal im Jahr in meinem Onlinekurs.
Außerdem findest du auch in meinem Blog weitere Tipps und Hinweise für ein erfolgreiches Training mit deinem Pferd:

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Vom Groben zum Feinen!?

Bestimmt ist dir die Aussage schon einmal untergekommen: Wir kommen in der Pferdeausbildung vom Groben zum Feinen.
In der Regel wird sie als Begründung dafür genutzt, dass Dinge während der Ausbildung nicht immer oder nicht gleich harmonisch oder fein aussehen. Und oft auch als Rechtfertigung dafür, ein junges Pferd oder ein Pferd, welches gerade etwas Neues lernen soll, mit mehr Druck zu arbeiten.
Natürlich kann kein Pferd alles von allein und nicht alles sieht gleich so aus, wie wir es langfristig anstreben.

Dennoch ist es falsch, weniger Können mit mehr Druck zu begegnen.

Wenn mein Pferd etwas noch nicht kann, weil ihm Kraft oder Koordination dafür fehlen oder es etwas noch nicht verstanden hat, liegt die Lösung nicht darin, stärker einzuwirken, bis das Pferd macht, was ich möchte.
Die Lösung liegt vielmehr darin, die eigene Herangehensweise zu überprüfen und zu verbessern, dabei weiterhin feine und präzise Hilfen zu geben – und dem Pferd gegenüber gleichzeitig sogar etwas nachlässiger zu sein.
So lange ich selbst noch schief sitze, kann kein Pferd korrekt gerade gehen, egal, wieviel Bein oder Zügel ich dafür einsetze. Übergänge ohne Vorbereitung überraschen das Pferd und führen immer zum Verlust der Losgelassenheit.
Ich muss also mir selbst gegenüber immer wieder sehr streng sein, damit ich fein einwirken kann – unabhängig davon, wie fein das Pferd bereits reagieren kann.

Nachlässigkeit als Ansporn für dein Pferd

Denn die Ausführung des Pferdes darf auch bei idealer Vorbereitung und Hilfengebung anfangs noch unkoordinierter oder zeitverzögerter sein, schließlich übt und lernt es ja noch.
Diese gewissermaßen ‚Nachlässigkeit‘ dem Pferd gegenüber ist auch auf psychologischer Ebene wichtig:
Da das Pferd keinen Rüffel bekommt, wenn es etwas nicht sofort versteht oder nicht direkt umsetzen kann, erhalte und stärke ich sein Vertrauen in den Menschen.
Es wird dann auch in der Zukunft willig neue Anforderungen und unbekannte Situationen angehen, denn ich habe mich als vertrauensvoller Partner bewährt.

Also: Ja, wir kommen vom Groben zum Feinen.
Aber damit sollte immer der Anspruch gegenüber dem Können des Pferdes gemeint sein und keine Rechtfertigung für gefühllose Kraftreiterei.

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So löst du Probleme mit deinem Pferd

Die junge Araberstute pariert nicht gut durch. Also üben wir durchparieren.

Der Tinkerwallach kommt beim Longieren auf der linken Hand immer rein. Also üben wir, ihn deutlich genug rauszuschicken.

Der ältere Vollblutwallach hebt sich beim Reiten ständig heraus. Also zeigen wir ihm mithilfe der Zügel, dass er den Kopf unten lassen kann.

Die Haflingerstute ist unter dem Sattel schreckhaft. Also beruhigen wir sie.

Der Sportpferdewallach überholt beim Führen. Also schicken wir ihn immer wieder nach hinten, damit er lernt, wo er gehen soll.

Als Ausbilderin kann ich dir sagen: Keine dieser Strategien wird langfristig funktionieren!
Warum?
Sie alle unterliegen einem fundamentalen Denkfehler, der da lautet: Das Problem ist das Problem.

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Das will dein Pferd dir sagen

Das, was wir als Problem wahrnehmen – also jede der oben geschilderten Situationen –, ist immer ein Verhalten des Pferdes, was uns als Menschen stört, verunsichert oder nicht dem entspricht, was wir für richtig halten.
Für das Pferd ist allerdings sein Verhalten die EINZIGE Möglichkeit, mit uns zu kommunizieren!

Lass uns die oben genannten Situationen unter dieser Prämisse, nämlich als Kommunikationsversuch, noch einmal anschauen. Dann müssen wir uns nämlich fragen: Was will das Pferd mir damit sagen?

Das Pferd pariert nicht. Bedeutet: Das Pferd schafft es nicht, anzuhalten.
Das Pferd kommt auf der rechten Hand auf dem Zirkel immer rein. Bedeutet: Das Pferd schafft es nicht, draußen bzw. auf der Linie zu bleiben.
Das Pferd hebt sich raus. Bedeutet: Das Pferd kann seinen Rücken bzw. seine Oberlinie nicht loslassen.
Das Pferd ist unter dem Reiter schreckhafter als am Boden. Bedeutet: Das Pferd fühlt sich mit Reitergewicht unsicherer.
Das Pferd überholt beim Führen. Bedeutet: Das Pferd kann nicht im Tempo des Menschen bleiben.

Wenn diese ‚Übersetzungen‘ der Kommunikationsversuche bei dir jeweils ein Warum auslösen – Warum schafft es nicht, anzuhalten? Warum kann es sich nicht loslassen? Warum fühlt es sich mit Reitergewicht unsicherer? –, dann bist du genau auf der richtigen Spur!

Denn du kannst jetzt über dein Verhalten und über ein Anpassen der Anforderungen weitere Fragen an dein Pferd stellen, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Kannst du das Parieren anders vorbereiten, deine eigene Umsetzung und dein inneres Bild überprüfen, eine andere Linie oder einen einfacheren Übergang wählen?
Das Pferd, welches sich ständig heraushebt: Wie sieht das in einem anderen Tempo oder auf einer anderen Linie aus? Beherrschst du deine eigene Umsetzung gut genug und wie klar (und positiv) ist dein inneres Bild? Kannst du die Anforderungen vereinfachen?
Wann genau hebt es sich heraus? Wann lässt es sich fallen? Was passiert im Moment davor?

Über all diese Änderungen wirst du – vielleicht auch erst einmal sehr kleine! – Momente bekommen, die besser klappen.
Wenn du weißt, was du in diesen Momenten getan hast, kannst du sie reproduzieren.
Je öfter du sie reproduzierst, desto länger und deutlicher werden sie … bis das ursprüngliche Problem irgendwann gar nicht mehr auftaucht.

Probleme = Kommunikationsversuche

Probleme mit dem Pferd löst du, indem du sie als Kommunikationsversuche siehst, versuchst, sie aus Pferdesicht zu verstehen und der Ursache auf den Grund gehst, indem du weiteres Verhalten beobachtest.

Auf diese Art und Weise funktioniert übrigens auch mein Selbsttest für dich: Welcher Bewegungstyp ist mein Pferd?

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Hinterhand aktivieren – darauf kommt es an

Lisas Wallach soll an der Hinterhand mehr aufmuskeln. Deswegen hat sie vor einer Weile das Training angepasst: mehr Übergänge, regelmäßig Stangenarbeit, mehr Arbeit in den höheren Gangarten und Fokus auf ein insgesamt frischeres Tempo. Einen Unterschied kann sie aber beim besten Willen nicht erkennen – die Hinterhand sieht immer noch kantig aus.
Auch beim Reiten hat sie das Gefühl, hinter dem Sattel sei gar kein Pferd mehr, da ‚kommt nix von hinten‘. Sie treibt mehr, aber ohne Erfolg. Schaut sie sich aber auf Videos an, wie das ‚da kommt nix von hinten‘ aussieht, sieht sie ein recht hohes Tempo und auch sehr weites Untertreten der Hinterbeine. Wie kann das sein? Und warum tut sich trotz aller Bemühungen nichts?

Auch Sandras Stute soll eine kräftigere Hinterhand bekommen. Deswegen achtet Sandra darauf, den Schwerpunkt ihrer Stute mehr auf die Hinterhand zu verlagern. Das soll außerdem die Vorhand freier machen. Daher spielt Versammlung in ihrem Training eine große Rolle: Seitengänge, versammeltes Tempo, versammelnde Lektionen.
Das betreibt sie nun schon länger sehr gewissenhaft, aber wirklich zufrieden ist sie nicht – ihre Stute sieht weiterhin eher schwach aus.

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Wie sollen die beiden nun vorgehen, damit sie bei ihren Pferden endlich Ergebnisse sehen?

Beide – Lisa und Sandra – müssen mehr oder weniger das Gegenteil von dem tun, was sie aktuell machen, um ans Ziel zu gelangen. Gleichzeitig ist das Gegenteil von Lisas Ansatz nicht der von Sandra und das Gegenteil von Sandras Herangehensweise ist nicht die von Lisa.

Lass mich das genauer erklären.

Lisa möchte mehr Schub und mehr aktives Arbeiten der Hinterhand. Soweit so gut. Allerdings schießt sie mit ‚Mehr hilft mehr‘ zu sehr übers Ziel hinaus.
Schub ist nur möglich, wenn die Hinterbeine des Pferdes nicht mit bereits voll gestrecktem Knie und Sprunggelenk auffußen. Die Gelenkswinkel müssen sich nach dem Auffußen noch weiter öffnen können, um Kraft zu entfalten und den Rumpf vorwärts schieben zu können. Kürzere Schritte bzw. Tritte und weniger Raumgriff sind hier die bessere Lösung.

Schub ist zusätzlich auch nur dann möglich, wenn die Hinterhand nicht einer nach vorn rennenden oder fallenden Vorhand hinterher eilt. Wenn dein Fahrrad bergab zu schnell wird, kommst du auch nicht mehr zum Treten. Um mehr Schubkraft zu erzielen, darf Lisa ihr Pferd also nicht schneller schicken, als es mit seiner Vorhand noch gut balancieren kann und auch wirklich mit der Hinterhand zum Schieben kommt, anstatt mit der Vorhand zu ziehen.
Dafür ist eventuell auch erst einmal Arbeit an der Vorhand nötig.

Egal ob Stangen, Übergänge, Trab oder Galopp – erst wenn Lisa darauf achtet, dass ihr Pferd die jeweilige Anforderung korrekt ausführt, wird sich ein Erfolg einstellen können.

Dann bekommt sie das Gefühl, im Sattel von der Hinterhand mitgenommen zu werden. Die Bemuskelung ihres Pferdes wird harmonischer, die Kruppe ausgefüllter und ganz nebenbei werden noch die Knie stabiler und die Bewegungen der Hinterbeine insgesamt geschmeidiger.

Sandra verfällt einem ähnlichen Irrtum, allerdings fällt sie sprichwörtlich auf der anderen Seite vom Pferd.
Um die Hinterhand zu kräftigen und die Vorhand freier zu bekommen, müssen die Hinterbeine mehr schieben, nicht weniger. Die Vorhand kann nur freier werden, wenn sie zu ihren eigenen Aufgaben (Stabilisieren und Geraderichten des Rumpfs) nicht noch die der Hinterhand (Vorwärtsbewegung) übernehmen muss. Zusätzlich nimmt der Gedanke, das Gewicht nach hinten verlagern zu wollen, dem Pferd das natürliche Vorwärts – man denkt schließlich von vorn nach hinten. Die Hinterhand bekommt so gar keine Chance, zu arbeiten. Dadurch wird weder die Vorhand freier noch die Hinterhand kräftiger.

Sandra sollte also tatsächlich erst einmal weniger an Versammlung denken und mehr darauf achten, etwas mehr Vorwärts zu reiten und die Hinterhand wirklich ins Schieben zu bringen. Ideal ist der Eindruck, die Pferdebewegung käme mehr ins Fließen nach vorn oder als hätte das Pferd jetzt mehr „Wind im Segel“.


Dieser Eindruck muss (!) auch später in der Versammlung erhalten bleiben – mit dem Unterschied, dass die Energie dann mehr nach oben umgeleitet wird und deswegen die Kraft der Hinterhand als Tragkraft wirkt. Was für ein Kraftakt fürs Pferd!
Auch auf diesem Weg ist immer wieder Arbeit an der Vorhand nötig, denn wir können einzelne Körperteile nicht grundsätzlich getrennt voneinander betrachten.

Wenn du dich bei Lisa oder Sandra ein bisschen wieder gefunden hast, lass mich dir Folgendes mitgeben:

Entscheidend ist am Ende weniger, welche konkreten Übungen und Lektionen ihr nutzt oder übt. Entscheidend ist, wie dein Pferd sie ausführt. Und das setzt immer voraus, dass du verstehst, worum es geht und worauf zu achten ist.

Klingt schlüssig, aber du hättest dabei gern Unterstützung? Die findest du in all meinen Angeboten: Trainingspaket oder Onlinetraining sowie in meinem Onlinekurs.

Du möchtest zu dem Thema dieses Artikels noch mehr ins Detail gehen? Dann empfehle ich dir das Buch von Maren Diehl Die Pferde sind nicht das Problem.

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Warum die Vorgeschichte deines Pferdes nicht so wichtig ist

Das Jungpferd reagiert manchmal in Situationen über, die ein älteres Pferd nicht ansatzweise anheben?

Garantiert durch falsche Aufzucht (zu viel gemacht, zu wenig gemacht) verursacht. Auch, wenn das Pferd schon seit 2 Jahren beim jetzigen Besitzer ist.

Deine Stute mag Berührungen in der Gurtlage nicht?
Naja, ist halt eine Stute. Oder, wenn es einen dann zu sehr stören sollte, liegt es an unprofessionellem Umgang oder unpassender Ausrüstung vor guten 5 Jahren.

Dein Wallach reagiert beim Halten nicht, obwohl er doch beim Antraben und Angaloppieren so aufmerksam und flink ist?
Er hatte keine gute Grundausbildung und wurde in einer Reitschule mit fragwürdigem Ruf eingesetzt, ehe er vor 8 Jahren zum jetzigen Besitzer kam.

Wie oft neigen Pferdebesitzer dazu, Probleme der Vorgeschichte und den Vorbesitzern in die Schuhe zu schieben.
Natürlich können Schwierigkeiten ihre Ursache in der Zeit vor uns haben, aber diese Schuldzuschreibung führt in der Regel zu – nichts.

Sehr viel hilfreicher als Spekulationen oder Wut über die Vergangenheit des Pferdes wäre die Suche nach Lösungen, die dem Pferd jetzt helfen.

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Bleibe im Hier und Jetzt.

Könnte die Komfortzone des Youngsters heute vielleicht einfach kleiner sein als du erwartet hast oder vergleichst du ihn unbewusst – und unfairerweise – mit deinem erwachsenen, weiter ausgebildeten Pferd?

Vielleicht hat die Stute Verspannungen aufgrund von Schmerzen durch Magengeschwüre oder durch unpassendes Training?

Und der Brustkorb des Wallachs könnte so weit unten hängen, dass er nicht aufhören kann, seinem Schwerpunkt nachzulaufen – und seinen Körper einfach sehr schlecht pariert bekommt.

Was kannst du an aktueller Haltung, Fütterung, am Training und allgemeinen Umgang mit deinem Pferd ändern, um ihm zu helfen, sein Problem zu lösen? Wie kannst du die Anforderungen anpassen und von wem kannst du dir helfen lassen, um dein Pferd gelassener, aufmerksamer, balancierter, rittiger, … werden zu lassen?

Meiner Erfahrung nach ändern Pferde ihr Verhalten recht schnell, sobald es jemandem gelingt, das Puzzleteil zu finden und zu ändern, welches für das Pferd DEN Unterschied macht. Und sehr oft geschieht das durch einen erfahrenen Pferdemenschen, der das Pferd so nimmt, wie es in diesem Moment ist.

Denn im Gegensatz zu uns leben Pferde im Hier und Jetzt. Ursachen mögen in der Vergangenheit liegen, aber die Pferde denken nicht weiter über Vergangenes nach, sondern bemerken vor allem, was JETZT passiert.

Solltest du dich also bei einem der folgenden Gedanken ertappen: ‚Das liegt am Vorbesitzer, ist nicht meine Schuld, kann ich auch nichts machen, so ist mein Pferd halt‘ –dann überlege dir, was du tun kannst, um das Problem für dein Pferd und dich zu verringern und Dinge Stück für Stück zum Besseren zu verändern.

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Wieviel Abwechslung braucht mein Pferd?

Du fragst dich, ob dein Pferd mehr Abwechslung braucht, ob euer Pensum zu eintönig ist und woher du aber weißt, was das richtige Maß ist? Dann ist dieser Blogbeitrag für dich.

Um zu einer Antwort zu gelangen, solltest du zuerst herausfinden, warum du dir diese Frage überhaupt stellst.
Hast du Sorge, dass dein Pferd langfristig seine Motivation verliert oder wirkt es bereits unmotiviert?
Möchtest du gern viele verschiedene Dinge mit deinem Pferd tun, die den Rahmen einer 7-Tage-Woche sprengen, dabei aber den roten Faden nicht verlieren?
Oder bist du selbst diejenige, die sich wiederholende Tätigkeiten schnell öde findet und sich deshalb nach mehr Abwechslung und Spaß sehnt?

Ich empfehle dir, dem in Ruhe auf den Grund zu gehen, denn die Lösungsansätze sehen unterschiedlich aus.

Abwechslung für mehr Motivation beim Pferd?

Wenn du in dem Dilemma ‚Entweder ein gesund gymnastiziertes oder ein motiviertes Pferd?‘ steckst, dann schau unbedingt in meinen anderen Blogbeitrag genau zu diesem Thema rein: Was du tun kannst, wenn dein Pferd keine Freude am Training hat.

Nimm außerdem Rücksicht auf den Typ deines Pferdes:
Gerade unsichere Pferde profitieren sehr von Routinen. Gleichbleibende Abläufe vermitteln ihnen Sicherheit, während Abwechslung sie schnell überwältigen kann. Hier gilt es, Abweichungen von Routinen wohlüberlegt und in kleinen Schritten zu etablieren, bis sie über die Jahre hinweg souveräner werden.

Im Gegensatz zu solchen Beamten gibt es auch Entdecker-Typen, die große Freude an Neuem und Herausforderungen haben und bei Bekanntem schnell abschalten. Diese Pferde müssen dennoch langfristig lernen, sich auf dich und wiederkehrende Tätigkeiten einzulassen, um langfristig gesund zu bleiben. Dazu im nächsten Absatz mehr.

Und nicht zuletzt darf es nicht deine Aufgabe sein, deinem Pferd Abwechslung von seinem Alltag bieten zu müssen. Das Pferdeleben findet größtenteils ohne dich statt, das heißt die Haltung sollte deinem Pferd Möglichkeiten bieten, wo und wie es sich bewegen und beschäftigen kann. Gleichzeitig muss es auch selbst entscheiden dürfen, was es wann und wo gern tun möchte: Essen, Schlafen, Knabbern, Rennen, Beobachten, wettergeschützt oder mitten im Regen stehen, …

Solltest du Abwechslung brauchen, weil dein Pferd den Rest des Tages keine andere Möglichkeit hat, als sich die Beine in den Bauch zu stehen, muss die Haltung geändert werden und nicht das Training.

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Die Woche ist zu kurz für alles, was ich gern mit meinem Pferd tun möchte!

Kurz gesagt: Ja, ist sie.
Du musst also Prioritäten setzen, was wiederum bedeutet, dass manches erst einmal nicht geht.

Hierzu möchte ich ein bisschen ausholen und kurz aufzeigen, was die Frage nach Abwechslung für das Pferd bedeutet, vor allem aus trainingsphysiologischer Sicht.

Für alles, was wir mit einem Pferd tun wollen – auch wenn Reiten nicht dazugehört –, müssen wir es ausbilden und trainieren, damit es dafür belastbar wird und bleibt. Das betrifft Muskeln und Faszien genauso wie Sehnen, Bänder und Knochen.
Das Training von Muskeln braucht Wiederholung, das von Faszien Variation, alle Strukturen benötigen regelmäßige Regeneration, um sich anpassen und stärker werden zu können, aber wenn die Pausen zwischen der Belastung zu groß sind, findet keine Verbesserung statt.
Dabei gilt grundsätzlich: Entweder ich trainiere und erhalte oder verbessere diese Belastbarkeit – oder der Körper wird wieder schwächer.
Du merkst: Regelmäßigkeit ist unerlässlich, wenn du ein lange gesundes Pferd haben möchtest. (Deswegen müssen das auch die oben erwähnten Entdecker-Typen lernen.)

Wenn du also deine Woche(n) planst, liegt der erste Schwerpunkt auf der Belastung, die dein Pferd im aktuellen Ausbildungsstand braucht.
Das sollte dann 3-4x pro Woche stattfinden. Dabei darf das Setting unterschiedlich sein: Vielleicht kannst du es an der Longe genauso üben wie geritten, im Gelände genauso wie auf dem Platz?
Manche Dinge lassen sich durchaus auch kombinieren, gerade wenn sie nur im Schritt stattfinden. So kannst du mit Handarbeit oder einem Spaziergang aufwärmen und anschließend Freispringen, Reiten oder Ausdauertraining an der Longe dranhängen.

Lass am besten immer einen Tag frei für eure Seelen, insbesondere wenn du meistens wenig Zeit hast und diese dann fokussiert nutzen musst. An diesem Tag macht ihr nichts körperlich anstrengendes, sondern das, worauf ihr spontan Lust habt: Wellness, Clickertraining, ein bisschen planlos frei über den Platz schlendern, …
Überprüfe etwa alle 2 Monate die aktuelle Priorisierung – gern mithilfe deiner Ausbilderin – und passe dann den Schwerpunkt und die Wochenplanung entsprechend an.

Auch den mentalen Aspekt dürfen wir nicht vergessen:
Gerade die gymnastizierende Arbeit auf dem Platz kommt dir vielleicht schnell eintönig vor. Dabei bringt gerade der Fokus auf den Takt mehrere Vorteile mit sich: Er hilft bei der Konzentrationsfähigkeit – die Pferde rittiger und abgeklärter macht – und dabei, zur Ruhe zu finden.

Wenn ihr also beispielsweise taktmäßige Bahnfiguren im Trab geht, trainierst du dein Pferd mental, während die Muskeln ihre Wiederholungen und die Faszien durch die wechselnden Linien ihre Variationen haben.
Ganz schön viele Fliegen mit einer erstmal langweilig wirkenden Klappe!

Für mehr Inspiration dazu schau dich gern mal in meinen anderen Blogbeiträgen um. Hier findest du Tipps für den Takt, Grundsätze für ein erfolgreiches Training oder auch Fehler, die du in der Ausbildung vermeiden solltest.

Mir ist das zu langweilig!

Damit kommen wir zur letzten Möglichkeit: Du wünschst dir die Abwechslung vor allem für dich selbst.
Wenn das bei dir der Fall ist, musst du dir folgendes bewusst machen:

Wie bereits oben erwähnt, sind wir dafür verantwortlich, unser Pferd für das, was wir mit ihnen tun wollen, belastbar zu machen und zu erhalten.
Wie viele komplexe Fähigkeiten dauert es auch bei der Pferdeausbildung und beim Reiten viele Jahre, um annähernd gut zu werden. Da wir es nicht mit einem Klavier oder einem Tennisschläger zu tun haben, sondern mit einem Lebewesen, ist das Ganze noch komplexer. Daher hört man oft – zu Recht –, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um darin gut zu werden.
Es gilt für uns dasselbe wie für die Pferde: Entweder wir werden besser oder wir werden schlechter.

Besser werden erfordert sehr viel Konzentration, denn wir müssen bewusst aus den Mustern aussteigen, die unser Gehirn gespeichert hat.
Wenn du etwas tust und dabei die Gedanken schweifen lässt, verfestigst du nur deine aktuellen Muster.

Also ja, Ausbildung und auch Gesunderhaltung deines Pferdes müssen anstrengender sein als du vielleicht dachtest. Aber das bedeutet nicht, dass du nicht auch hier Kompromisse finden kannst:
An deinem Sitz arbeiten kannst du auch im Gelände – und baust dort bewusst konzentrierte Phasen für dich ein, während zu andere Phasen wieder einfach nur genießt.
Oder ihr wechselt immer ab: Einen Tag konzentrieren und verbessern, den nächsten Tag einfache Sachen tun, bei denen du wenig nachdenken musst. Damit hast du gleich auch die Regeneration für dein Pferd mit drin.

Vielleicht stellst du fest, dass du wirklich so überhaupt keine Lust hast, dich damit auseinanderzusetzen und dich anzustrengen.
Vielleicht soll das Pferd für dich ausschließlich nur Entspannung bedeuten.
Das ist ok und es ist gut, wenn dir das bewusst wird.
Du musst dann aber deinem Pferd gegenüber fair sein:
Du kannst es regelmäßig von einer guten Ausbilderin arbeiten lassen, damit es lange belastbar und gesund bleibt. Das bedeutet aber mindestens 2 Tage Beritt pro Woche.
Du kannst bis auf Spaziergänge und ein bisschen Clickertraining alles sein lassen. Dann ist die Belastbarkeit weniger wichtig als wenn du weiterhin longieren, springen oder ausreiten möchtest. Für die meisten Pferde reicht das allerdings heutzutage zur Gesunderhaltung nicht aus.
Du kannst dir eine engagierte Reitbeteiligung suchen, die das Trainieren und Vorankommen mit dem Pferd an deiner Stelle übernimmt. Das kommt nicht an das Können eines Ausbilders heran, aber die RB und dein Pferd können dabei viel Freude haben. Wichtig ist nur, dass sie von dir auch die Freiheiten bekommt, die sie dafür braucht. Mit einem Tag pro Woche ist das nicht getan.
Oder du musst dir vielleicht wirklich eingestehen, dass die Bedürfnisse eines Pferdes und deine Erwartungen an das Pferdebesitzerdasein nicht kompatibel sind und daher ein neues Zuhause für dein Pferd und ein anderes Hobby für dich doch die bessere Lösung ist.

Zu welchem Schluss auch immer du kommst: So lange die Lösung deinem Pferd gerecht wird und  für dich funktioniert, brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben.

 

Abwechslung gar nicht so wichtig wie gedacht

Wir stellen also fest: So schrecklich wichtig, wie du vielleicht dachtest, ist Abwechslung gar nicht unbedingt und sie kann je nach Anspruch, Möglichkeiten und Pferdetyp auch verschieden aussehen.
Ich wünsche dir, dass du herausfindest, wo bei dir und deinem Pferd hier der sprichwörtliche Hund begraben liegen könnte und du davon ausgehend eine gute Lösung für euch findest.

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